Das Fußballspiel am 3. August 2013 zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem 1. FC Lokomotive Leipzig zog auf Seiten der Gästefans viele bekannte Neonazis aus Berlin, Leipzig und Umgebung an. Beteiligt an den Übergriffen und neonazistischen Sprechchören waren auch die beiden anwesenden Neonazis Oliver Oeltze und Christian Bentz vom “Nationalen Widerstand Berlin”. Oeltze war 2005 am Tram-Überfall in Potsdam beteiligt und musste daraufhin wegen versuchten Mordes eine mehrjährige Haftstrafe absitzen. Bentz saß wegen “Beteiligung an Auseinandersetzungen mit der linken Szene, […] schwerem Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Verstoß gegen das Waffengesetz, Sachbeschädigung und versuchter gefährlicher Körperverletzung”[1] hinter Gittern. Beide konnten das Stadion durch den Heimbereich betreten und wurden erst nach Fan Hinweise durch den Ordnungsdienst in den Gästeblock geleitet.
Aktuell: Etwa 800 Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig besuchten am vergangenen Sonnabend, 3. August, ein Auswärtsspiel in Potsdam-Babelsberg. Ein Teil von ihnen machte lautstark auf sich aufmerksam – durch neonazistische Sprechchöre wie “Arbeit macht frei – Babelsberg 03?, “NSU, NSU”, “Zick, Zack, Zigeunerpack” und das “U‑Bahn-Lied”, durch Hitlergrüße und Steinwürfe. Ansonsten gewohntes Fußball-Theater: Rangeleien mit Ordnern, ein versuchter “Platzsturm”. Erwartungsgemäß waren im “Scenario Lok”-Mob wieder einige bekannte Neonazi-Aktivisten u.a. aus Leipzig, Borna, Delitzsch und Grimma zu sehen.
In einschlägigen Foren und Kommentarspalten übt sich ein Teil der Lok-Fans in Rechtfertigungen: Politik gehöre nicht ins Stadion, zudem sei man gleichermaßen provoziert worden, beispielsweise durch das von Babelsberger Fans später entrollte Spruchband “Raus aus der Sonne, ihr seid braun genug”, von dem sich offenbar einige angesprochen fühlten.
Andere blau-gelbe Anhänger sehen die Verantwortung für das vereinsschädigende Verhalten bei der dominierenden Ultragruppe “Scenario Lok”: Neonazis sind dort willkommen, ihre kämpferische und identitäre Attitüde hat man sich angeeignet. Vor einem Jahr, am 18. August 2012, feierte “Scenario Lok” eine Party im NPD-Objekt Odermannstraße 8.
Doch während nach der 1:0‑Niederlage ungefähr 80 “Scenario Lok”-Anhänger mit Autos nach Leipzig zurückkehrten und die übrigen von der Polizei zur Bahn gebracht wurden, nahmen etwa 60 etwas ältere Lok-Fans einen späteren Zug. Im Regionalexpress 7 entblößten sie sich vor anwesenden Frauen, zeigten Hitlergrüße, bezeichneten Fahrgäste als “Kanacken”, “Zigeuner”, “Juden” und “Schwuchteln” und grölten neonazistische Sprechchöre, darunter “Beate Zschäpe, werd meine Frau” und natürlich “Wir sind Lokisten, Mörder und Faschisten”.
Als der Zug in Wiesenburg/Mark nicht weiterfahren konnte, belagerte ein Teil der Lok-Anhänger die Bahnhofsgaststätte. Andere Lok-Fans posierten mit gestrecktem rechtem Arm auf dem Dach eines nach einer Stunde eingetroffenen Streifenwagens, dessen Besatzung sich auf dem Bahnhofsgelände versteckte. Erst als nach einer weiteren Stunde zusätzliche Polizeikräfte eintrafen, bekam man die Situation allmählich unter Kontrolle.
[1] http://www.jpberlin.de/antifahsh/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=33&Itemid=57