ÖkoLinX-ARL
— Stadtverordnete im Frankfurter Stadtparlament -
Jutta Ditfurth
PRESSEMITTEILUNG
ARD bewirbt verurteilten Antisemiten
»Die Juden sind selbst Schuld an ihrer Vernichtung«
»Polylux« (ARD) promotet den verurteilten Antisemiten Trutz Hardo
In der gestrigen Sendung von Polylux (ARD 8.12.2005, 23.30 Uhr; Wiederholungen: Freitag 9.12., 23.45 Uhr rbb; Samstag, 10.12. 11.45 Uhr 3sat) wirbt Polylux (ARD) in einem in jeder Hinsicht unfassbar unkritischen Beitrag für den verurteilten Antisemiten Trutz Hardo alias Tom Hockemeyer.
Die Polylux-Autorin Haike Stuckmann, die entweder unfähig ist zu recherchieren oder Trutz Hardo absichtlich promotet, ohne von der Redaktion gestoppt zu werden, nennt ihren Beitrag töricht »Speedrückführung für Eilige«.
Auf der website von Polylux heißt es:
»Endlich kann man ohne viel Aufwand in Kontakt mit seinem früheren Leben treten. Für etwa ein Drittel der Menschheit ist es eine ganz klare Sache, dass sie nach ihrem Tod wiedergeboren werden. Leider vergisst man meistens total, wer man vorher war. Gut, dass es Menschen wie Trutz Hardo gibt, die einem helfen sich zu erinnern. Er macht Rückführungen in vorherige Existenzen und Polylux war natürlich dabei.«
Soviel Zynismus schmerzt.
Wenn man von kritischen PsychologInnen weiß, welche Folgen die esoterische Manipulationstechnik namens »Rückführung« bei psychisch gestörten Menschen hat, ist ein solcher Text und die Tatsache, dass der Beitrag nicht einen kritischen Satz enthielt sondern suggerierte, dass Hardo Menschen in ihre »früheren Selbsts«, in vergangene Jahrhunderte »zurückführen kann«, verantwortungslos. Der Beitrag treibt Hardo neue Opfer zu.
Noch härter wird es, wenn eine recherchiert, was Autorin und Redaktion hätten leisten müssen: Wer ist Trutz Hardo?
Ein verurteilter Antisemit.
Hardo nennt die Shoa, die Ermordung von Millionen €päischer Juden, die Erfüllung eines »notwendigen Karma«. Der qualvolle Tod in den Gaskammern ist für ihn der Juden vorbestimmtes Schicksal, mit dem sie vermeintliche Verbrechen aus früheren Leben bezahlen. Nicht Hitler und das NS-Regime haben jüdische Menschen in die Gaskammern gezwungen, sondern die Juden haben es sich ausgesucht, »denn nichts geschah gegen ihren Wunsch und freien Willen.«
1998 verurteilte das Amtsgericht Neuwied Trutz Hardo.
Das (in der Berufung bestätigte) Urteil lautete:
»Der Angeklagte wird wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener kostenpflichtig zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 40,- DM verurteilt. Die allgemeine Einziehung der Druckschrift ´Jedem das Seine´… wird angeordnet.«
(Aktenzeichen 2101 Js 54963/96 — 12 Ls).
Das Gericht fasste zusammen:
»Der Angeklagte macht im Ergebnis die Opfer des Holocaust zu Tätern (eines früheren Lebens) und verharmlost auf diese Weise die grausame Vergasung von Millionen jüdischer Mitbürger unter der Herrschaft des Nationalsozialismus… Wenn man, was unserer Rechtsordnung entspricht, den Menschen als selbstverantwortliches Individuum ansieht, muss man daraus den Schluß ziehen, dass die Juden nach der Erklärung des Angeklagten ´selbst schuld´ sind (…) [Hardo] beschreibt in seinem Buch das Gesetz des Karmas (…) Es handele sich (dabei) um ein ausnahmslos wirkendes Gesetz des schicksalhaften Ausgleichs«.
Hardo nannte sein (seit 1998 verbotenes) Buch: »Jedem das Seine«, die Inschrift des Lagertors von Buchenwald. Hardo: »Warum mussten so viele Menschen überhaupt vergast werden? Die meisten, die vergast wurden, mussten durch diesen Gewalttod noch nicht ausgeglichenes Karma abtragen. Die hatten früher andere Menschen getötet oder zugestimmt, dass andere Erdenbewohner, meist Juden und Minderheiten, mit ihren Kindern dem (…) Mob einer blutrünstigen Menge zum Opfer fielen (…) Dann ist jenes €päische Schicksal unter dem Namen ´Auschwitz´ im Grunde genommen ein welthistorisches Ausgleichen vorvergangener Vergehen? Hat Hitler eine nur wenig entwickelte Seele, da er solch grauenvolle Urteile aussprechen kann? Im Vergleich zur unendlichen Liebe Gottes sind wir alle noch weit unterentwickelt. Wo oder wie Du Hitler nach seiner seelischen Reife einzustufen vermagst, soll Dir selbst überlassen bleiben. Doch bedenke, nicht er hat den Juden das Schicksal der Gaskammern zuerteilt, sondern jene haben es sich selbst ausgesucht, denn nichts geschah gegen ihren Wunsch und ihren Willen. Hitler ist nur der Vollstrecker ihres Willens!« (zit. nach der Urteilsbegründung des Amtsgerichts Neuwied)
Über eine fiktive Jüdin schreibt Hardo u.a.:
»Sie hatte vor einigen hundert Jahren Juden, die aus Unrecht am Pranger standen, bespuckt, bespöttelt und auch gesteinigt. Somit erreicht sie nun den verschärften Beginn der für sie gerechten und ausgleichenden Gerechtigkeit (…) Alles was den Menschen geschieht, geht auf eine höhere Ordnung zurück. Aber selbst das bitterste Leid dient immer nur zu der allen Menschen notwendigen seelischen Aufbesserung und Reifung.«
Von Esoterikern und Rechtsextremen wurde Trutz Hardos Buch »Jedem Seine« (den Juden das ihre) als der »mutigste Roman unseres Jahrhunderts« gelobt.
Wenn die Juden an ihrer Vernichtung durch nichtjüdische Deutsche selbst schuld sind, werden die deutschen Massenmörder allein dadurch entlastet. Aber Hardo legt noch eins drauf: Hitler ist das “Orakel Deutschlands”, Himmler ein Werkzeug der Vorsehung. Der NS-Faschismus nur ein unvermeidbares Naturgesetz. Es gibt keine menschengemachte Geschichte, keine Verantwortung, nur selbst verschuldetes Schicksal der Opfer.
Hardos Verteidiger im Prozess war der Koblenzer Rechtsanwalt Johannsen, der bekannt dafür ist, Neonazis zu vertreten. Als Zeuge hatte Hardo z.B. Jochen Kirchhoff benannt, der in einem seiner Bücher schreibt: Der Nationalsozialismus musste scheitern, weil der Materialismus damals zu stark gewesen sei. Die »spirituellen Tiefenkräfte« des Nationalsozialismus müssten heute hervorgeholt und umgepolt werden, um diesen Weltheilungsversuch fortzusetzen.
Zum Prozeß war es gekommen, weil der hessische Landesverband der jüdischen Gemeinden Anzeige gegen ihn erstattete. Der Landesverband war durch eine Demonstration aufmerksam geworden, die ein linkes Bündnis, an dem ÖkoLinX beteiligt war, gegen eine Veranstaltung Trutz Hardos in Darmstadt organisiert hatte. Seitdem war nach jahrelanger ehrenamtlicher Aufklärungsarbeit Trutz Hardos Einfluss endlich gemindert.
Polylux hat ihm jetzt eine neue Bühne gebaut und die Scheinwerfer auf ihn gerichtet.
P.S.: Hardo/Hockemeyer ist auch der Meinung, dass »eine vergewaltigte Frau« nur »die gerechte Strafe dafür« erhalten hat, »dass sie selbst einmal — als Mann — vergewaltigt hat.« Das ist, ähnlich äußerte er sich auch vor Gericht, nummal das »unerbittliche Karmagesetz«.