Zum inzwischen fünften Mal veröffentlicht das Antifaschistische Autorenkollektiv einen Jahresrückblick, der über Rechtsextremismus im westlichen Teil des Brandenburger Landkreises Havelland berichtet. Die Online-Broschüre beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Aktivitäten der westhavelländischen Kameradschaftszene. Hier ist vor allem eine Verfestigung der schon seit 2001 und 2002 begonnenen Entwicklung zu Aktionsmustern, wie sie “Freien Nationalisten” im Kampf um politischen Einfluss angewendet werden, zu beobachten.
Insbesondere geplante oder strategische Aktionen sind hier zu erwähnen, die vor allem zu bestimmten Daten in und um die Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland wahrzunehmen waren.
Der 8.Mai, der Todestag von Rudolf Hess im August sowie der “Heldengedenktag” im November haben sich schon seit 2001 als solche regelmäßigen Zeitpunkte etabliert, an dem Rathenow flächendeckend mit NS-Propaganda überschüttet wird. Solche Aktionen steigerten sich 2003 quantitativ.
Allein 1633 rechtsextreme Aufkleber wurden im zurückliegenden Jahr entfernt, fast dreimal soviel wie 2002 und mehr als sechsmal soviel wie 2001.
Orientiert haben sich Rechtsextremisten im Westhavelland 2003 dabei vor allem an den so genannten “Freie Nationalisten”, die bundesweit ähnliche Propagandashows abhalten und sich außerhalb der “etablierten” rechtsextremen Parteien organisieren.
Nichts desto trotz können aber auch direkte oder sympathisierende Aktivitäten von oder zu Gunsten von Organisationen wie DVU und auch NPD nachgewiesen werden. Die DVU hat inzwischen sogar einen “Kreisverband Havelland” gegründet, der politisch jedoch nur im Internet und in Rathenow verbreitete Aufkleber auffiel.
Seit 2002 neu in der rechten Parteienlandschaft des Westhavellandes ist die sogenannte “Partei Rechtsstaatlicher Offensive”, die 2003 hier auch zu den Kommunalwahlen antrat und ein Kreistagsmandat erlangte.
Die erhebliche Zunahme von (gezielten) politisch rechtsextremen Aktivitäten wurde jedoch auch 2003, wie in den Vorjahren auch von gewalttätigen Übergriffen und Ausschreitungen begleitet. Hauptfeindbild rechtsextremer Schläger waren im gesamten Jahresverlauf 2003 vor allem Linksorientierte oder vermeintlich linksorientierte Jugendliche. Dabei kam es zum Teil zu den schwersten Auseinandersetzungen seit mehreren Jahren.
Angriffe auf Flüchtlinge, die im Jahr 2000 noch bundesweit für Aufsehen sorgten, spielten 2003 jedoch kaum noch eine Rolle.
Die Onlinebroschüre ist über folgenden Link einsehbar:
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Antifaschistische Gruppen im Westhavelland
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14712 Rathenow