Angriff mit Knüppeln / 700 Besucher kamen zu »Le monde est à nous« in Königs Wusterhausen
(Hannes Heine, Neues Deutschland, 6.9.04) Auch der Überfall durch mehrere Neonazis konnte nicht mehr verhindern,
dass »Le monde est à nous« (französisch für »Die Welt gehört uns«) in Königs Wusterhausen wieder ein Erfolg war. Die Initiatoren der Veranstaltung waren am Sonnabend mit den über 700 Besuchern zufrieden. Der nächtliche Polizeieinsatz zeige aber, wie aktuell die Bedrohung durch Faschisten sei.
Rechtsradikale hatten in den frühen Morgenstunden mehrere Besucher des antifaschistischen Festivals auf dem Heimweg mit Autos verfolgt und mit Knüppeln angegriffen. Die Veranstalter riefen schnell die Polizei und konnten so Schlimmeres verhindern. Wie in den vergangenen Jahren hatte
ein lokales Bündnis zu Musik, Sport und Infoständen auf die örtliche Festwiese geladen.
Organisiert wurde die Veranstaltung vor allem durch die
antifaschistische Jugendgruppe »Redaction« und den Verein Splirtz, die wie in den letzten Jahren durch die städtische PDS unterstützt wurden. Waren gegen Mittag die Tische der Workshops noch weitgehend leer, so füllte sich das Areal dann in den Abendstunden schnell. Diverse Bands wussten das junge Publikum bis in die Nacht zu begeistern.
Das Fest kann im Dahmeland schon auf eine gewisse Tradition
zurückgreifen. Linke Jugendliche versuchten erstmals im September 2000 mit einem umfangreichen Kulturangebot den zahlreichen Rechtsradikalen in der ehemaligen Kreisstadt etwas entgegenzusetzen. Seitdem avancierte das Fest zum Politikum.
Die PDS, sie stellt inzwischen mit Stefan Ludwig den Bürgermeister der Stadt, fürchtete wegen der Beteiligung vermeintlich linksradikaler Gruppen offenbar negative Schlagzeilen, und war zeitweilig kurz davor, das Bündnis zu verlassen. Vor drei Jahren griffen dann Neonazis am
Vorabend der Veranstaltung die auf der Bühne schlafenden Organisatoren mit Molotowcocktails an. Bis heute konnten die Täter trotz zahlreicher Spuren nicht ermittelt werden.
Tatsächlich ist die Konzentration neonazistischer Aktivitäten im Landkreis Dahme-Spreewald auffällig. Der Kreisverband der NPD wuchs nach seiner Gründung im Jahr 2000 schnell.
Neonazis kleiden sich längst nicht mehr nur als Skinheads, wie eine Infoveranstaltung im Rahmen des Festes am Freitagabend im Stadtjugendring klarmachte. Beliebt seien Pullover der Marke »Thor Steinar«. Patentiert wurde der Markenname von Axel Kopelke, der in Königs Wusterhausen einen Klamottenladen betreibt und jahrelang als
aktiver Rechter galt.
Auch für das nächsten Jahr ist ein Fest »Le monde est à nous« geplant, wie »Redaction« erklärte. Antifaschistisches Engagement sei in Königs Wusterhausen weiterhin zwingend erforderlich, wie die rechtsradikalen Übergriffe vom Wochenende gezeigt haben.