(MOZ, 7.9.04) Frankfurt (Oder) (dpa) Frankfurt (Oder) (kru/jn/MOZ) Zwei Wochen vor der
Landtagswahl in Brandenburg haben Unbekannte den Wahlkampfbus von
Wirtschaftsminister Junghanns (CDU) in Brand gesteckt. Der Wagen war auf
dem Privatgrundstück des Politikers geparkt. CDU-Generalsekretär Thomas
Lunacek sprach von einem „kriminellen Akt“. Das Wahlkampfbüro von
PDS-Chef Lothar Bisky in Potsdam wurde unterdessen zum zweiten Mal
überfallen.
Die Täter, die gegen den Junghanns-Bus in Frankfurt (Oder) vorgingen,
legten laut Polizei im Vorderraum und hinten im Fahrzeug Feuer. Der
Brand wurde in der Nacht zum Montag gegen 3.30 Uhr von einem
Wachschützer bemerkt, der dort Streife lief. Der Sachschaden liegt nach
Polizeiangaben bei mehreren zehntausend Euro. Junghanns, der sich zum
Zeitpunkt des Feuers mit seiner Familie im anliegenden Haus aufhielt,
stellte Strafanzeige gegen Unbekannt. „Ein Brandanschlag ist
unverantwortlich“, sagte er. „Wer das Leben von Menschen aufs Spiels
setzt, ist kriminell.“ Brandenburgs Regierungssprecher Braune sprach von
einer Tat „Irregeleiteter, die nicht in der Lage sind, den politischen
Wettbewerb mit Sachargumenten zu führen“.
Zum Angriff auf das PDS-Büro in Potsdam sagte Parteichef Bisky,
„rechtsextreme Täter“ hätten am Wochenende Scheiben und Mobiliar des
Bürgerbüros im Potsdamer Plattenbauviertel „Am Stern“ zerschlagen.
Biskys Wahlkampfbüro war erstmals vor zehn Tagen beschädigt worden.
Das Landeskriminalamt (LKA) äußerte sich nicht zu den Tätern und
möglichen politischen Hintergründen. Der Brandanschlag auf den
Wahlkampfbus von Wirtschaftsminister Junghanns samt Eindringen auf
dessen Privatgelände sei allerdings schon ein „schlimmer
Straftatbestand“ und im bisherigen Wahlkampf ohne Beispiel, sagte
LKA-Sprecher Toralf Reinhardt. Bisher habe es im Landeswahlkampf
vornehmlich Beschädigungen oder Entwenden von Wahlplakaten gegeben –
„bei denen alle Parteien gleichermaßen betroffen waren“. Nur bei einer
Aktion im Havelland sind laut Reinhardt in einer Großaktion 300 Plakate
der DVU zerstört worden.
Frankfurt/O.: Brandanschlag verurteilt
(MOZ) Der Brandanschlag auf das Wahlkampfmobil von Wirtschaftsminister
Ulrich Junghanns (CDU) ist von seinen Mitbewerbern um ein Landtagsmandat
einhellig verurteilt worden. Gleichzeitig wurde bekannt, dass es nicht
der einzige Übergriff im Frankfurter Wahlkampf ist. FDP-Bewerber Mario
Quast erstattete am Montag Anzeige, weil er sich beim Kleben von
Wahlplakaten von einem Autofahrer bedroht fühlte. Die CDU kündigte
unterdessen an, dass der Wahlkampf, Höhepunkt soll am kommenden Montag
ein Auftritt von Angela Merkel sein, wie geplant fortgesetzt werde.
Der FDP-Landtagskandidat Mario Quast hat Anzeige erstattet, weil er sich
durch Kraftfahrer beim Kleben von Wahlplakaten bedroht sieht. “Ich
wollte mit meinem Wahlkampfmanager Marcus Duscha ordnungsgemäß die
Straße überqueren, als ein Fahrzeug direkt auf uns zuhielt”, schilderte
Quast den Vorfall. Die Fahrzeuginsassen hätten noch laut gelacht und
sich über ihn und seinen Begleiter lustig gemacht. Der Vorfall habe sich
am Sonntag gegen 22.30 Uhr in der August-Bebel-Straße ereignet, so
Quast. Ursprünglich habe er die Sache auf sich beruhen lassen wollen.
Nachdem er von dem Brandanschlag auf das Wahlkampfmobil seines
Mitbewerbers Ulrich Junghanns erfahren habe, habe er sich jedoch zur
Anzeige entschlossen. “Ich habe das Kennzeichen des Fahrzeugs und hoffe,
dass es zu einer Gegenüberstellung mit den Insassen kommt”, so Quast.
Quast und die Mitbewerber von Ulrich Junghanns um das Landtagsmandat in
Frankfurt haben den Brandeinschlag einhellig verurteilt. “Das ist kein
Mittel der demokratischen Auseinandersetzung. Ich verurteile das auf das
Schärfste”, so der FDP-Kandidat.
“Wir sollten ernsthaft über öffentliche Ordnung und Sicherheit in
Frankfurt reden”, sagte Frank Hammer (PDS). Das Anzünden des
Wahlkampfmobils sei “empörend”. Die PDS distanziere sich ausdrücklich
von solchen Taten. “Wir wenden uns gegen jede Form von Gewalt, auch
gegen Gewalt an Sachen”, so der Kandidat.
Wolfgang Pohl (SPD) sprach von einer “unerträglichen Tat”, die ihn
sprachlos mache. Dies habe nichts mehr mit Wahlkampf zu tun, sondern sei
einfach nur kriminell. Pohl und Hammer hoben hervor, dass die Kandidaten
selbst, aber auch die Wahlkampfteams der Parteien sachlich miteinander
umgehen.
Die Frankfurter CDU erklärte, dass sie sich durch den Anschlag nicht
einschüchtern lässt. “Wir machen mit unserem Wahlkampf weiter”, sagte
Kreisvorsitzender Stefan Große-Boymann. Um dies auch öffentlich deutlich
zu machen, kamen einige CDU-Wahlkämpfer am MOntag mit einem Infostand
zum Oderturm. Am Dienstag (7. September) ab 6.40 Uhr wird Ulrich
Junghanns vor dem Bahnhof Infomaterial der CDU verteilen. Höhepunkt des
Landtagswahlkampfes der Christdemokraten in Frankfurt soll am nächsten
Montag (13. September) eine Kundgebung mit der Parteivorsitzenden Angela
Merkel vor dem Rathaus sein. Auch Wahlkampfaktionen anderer Parteien
wurden in Frankfurt gestört. So sind vielerorts Wahlplakate überklebt
oder, wie in Güldendorf, abgerissen worden. Dem Direktkandidaten Rainer
Mäckel (Offensive D) wurden während einer Plakatierungsaktion drei
Autoreifen zerstochen.
Frankfurt/O.: Ermittler verfolgen konkrete Spur
(MOZ) Die Staatsanwaltschaft verfolgt bei der Aufklärung der
verschiedenen Anschläge aus den vergangenen Monaten erstmals eine
konkrete Spur. “Wir ermitteln jetzt nicht mehr gegen Unbekannt, wir
haben Verdächtige im Visier”, sagte Behörden-Sprecher Ulrich Scherding.
Die Namen der Beschuldigten könne er nicht nennen.
Die einzelnen Ermittlungsverfahren habe man zu einem Vorgang
zusammengefasst. Die Ermittler vermuten, dass hinter den Anschlägen eine
Gruppe steht. Im April 2003 hatten drei junge Männer im Zusammenhang mit
einer Marine-Austellung einen Fäkalienanschlag auf das Rathaus verübt,
im September waren u. a. die Scheiben der Ausländerbehörde eingeworfen
worden, im Oktober 2003 hatte es zum wiederholten Mal einen Anschlag auf
die CDU-Geschäftsstelle gegeben. Die Täter hinterließen ein
Bekennerschreiben. Im Juli 2004 war die Rewe-Kaufhalle in der
Mehringstraße beschädigt worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen
diesen Straftaten und dem Fahrzeug-Anschlag gebe, könne man noch nicht
sagen, so der Staatsanwalt.
Brandanschlag auf Wahlkampfbus. Fahrzeug des Wirtschaftsministers völlig
zerstört
(Berliner Morgenpost, M. Lukaschewitsch) Frankfurt (Oder) — Unbekannte Täter haben gestern in den frühen
Morgenstunden einen Brandanschlag auf den Wahlkampfbus von Brandenburgs
Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) verübt. Das Fahrzeug stand
auf dem Privatgrundstück des Politikers in Franfurt (Oder). Bei dem
bislang schwersten derartigen Anschlag in Brandenburg blieb der
46-jährige Junghanns unversehrt. Das Fahrzeug brannte indes lichterloh.
Die Flammen konnten zwar von der Feuerwehr, die binnen weniger Minuten
nach Auslösung des Alarms angerückt war, schnell gelöscht werden. Der
Transporter wurde aber dennoch komplett zerstört.
Der Minister habe Glück gehabt, wie es bei der Polizei gestern hieß: Der
brennende Bus stand nur wenige Meter von einem alten Gehöftgebäude und
dem Eingang zum Wohnhaus entfernt. “Das hätte auch schlimmer ausgehen
können”, sagte Polizeisprecher Peter Salender vor Ort. Entdeckt wurde
das Feuer in dem Mercedes-Transporter vom Typ Vinao, gegen 3.30 Uhr. Das
Fahrzeug war aufgrund seiner äußeren Gestaltung eindeutig als
CDU-Wahlkampfb
us zu erkennen und von Passanten problemlos auszumachen.
Das Grundstück der Familie Junghanns ist nicht umfriedet und von der
Straßenseite her leicht zugänglich. Am Haus selbst sind nur
Bewegungsmelder angebracht.
Ein Angestellter einer privaten Wachschutzfirma hatte das Feuer entdeckt
und sofort die Feuerwehr alarmiert. Kurz danach klingelte ein Nachbar
den geschockten Minister aus dem Bett. Das Feuer war an zwei Stellen des
Wagens, an der Vorder- und an der der Rückseite ausgebrochen. Deshalb
gehen die Ermittler eindeutig von einer politisch motivierten Straftat
aus. “Das war Brandstiftung, da gibt es keinen Zweifel”, sagte Salender,
Sprecher des ermittelnden Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder). Zur
Brandursache und zum genauen Hergang wollte die Polizei gestern noch
nichts sagen. Doch nach Informationen der Berliner Morgenpost war das
Fahrzeug an den beiden Brandherden mit einem Brandbeschleuniger -
vermutlich mit Benzin — übergossen und dann angezündet worden.
Das für den Staatsschutz zuständige Kommissariat hat die Ermittlungen an
sich gezogen. Über Hintergründe und Motiv der Täter lagen bis gestern
keine Erkenntnisse vor. Es habe keine Drohungen gegen den Minister
gegeben, hieß es aus Ermittlerkreisen. Nach Informationen der Morgenpost
gab es für den Politiker deshalb auch keine erhöhte Gefährdungsstufe.
Personenschutz, so hieß es, lehne der Minister auch weiterhin ab.
Junghanns gab sich gestern nach dem Anschlag bereits wieder betont
kämpferisch: “Das wird mich nicht aufhalten”, sagte er. Junghanns sprach
von einem “kriminellen Akt”. Dieser Anschlag habe nichts mit Wahlkampf
im herkömmlichen Sinne zu tun. “Das ist außerhalb jeder politischen
Auseinandersetzung.” Schon am heutigen Dienstag wolle er am Bahnhof in
Frankfurt (Oder) wieder Wahlkampf machen.
Ebenfalls gestern haben offenbar Rechtsextremisten zum wiederholten Male
im Abgeordnetenbüro von PDS-Bundesparteichef Lothar Bisky in Potsdam die
Scheiben mit Steinen eingeworfen. Verletzt wurde niemand. Vor fünf
Jahren gab es einen Brandanschlag auf die CDU-Landesgeschäftsstelle in
der Potsdamer Innenstadt.
Minister-Bus angezündet
(Berliner Zeitung) FRANKFURT (ODER). Der Wahlkampfbus von Wirtschaftsminister Ulrich
Junghanns (CDU) ist in der Nacht zum Montag von bisher unbekannten
Tätern in Brand gesetzt und weitgehend zerstört worden. Die
Staatsschutzabteilung des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder) ermittelt
wegen Brandstiftung. Die Täter drangen laut Polizeiangaben gegen drei
Uhr nachts auf das Privatgrundstück des Ministers in einem Frankfurter
Vorort ein und legten in unmittelbarer Nähe des Busses zwei Brandsätze
ab. Weil zufällig ein Wachschutzmitarbeiter auf Streifenfahrt das Feuer
bemerkte und umgehend die Feuerwehr alarmierte, konnte eine mögliche
Explosion des Mercedes-Busses verhindert werden. Der Bus war vor einer
Backstein-Scheune abgestellt.
Minister Junghanns, der zum Zeitpunkt des Brandanschlages im nahen
Wohnhaus geschlafen hatte, erstattete am Montag Strafantrag gegen
unbekannt. “Wer Sicherheit und Leben von Menschen aufs Spiel setzt, ist
kriminell und steht außerhalb jeder politischen Auseinandersetzung”,
sagte Junghanns am Montag. Er werde unverändert an seiner
Landtagskandidatur für die CDU festhalten. Die Täter hinterließen vor
Ort kein Bekennerschreiben. “Es ist das erste Mal, dass im
Landtagswahlkampf eine solche Straftat verübt worden ist”, sagte Toralf
Reinhardt, der Sprecher des Landeskriminalamtes.
Die Ermittlungsbehörden wollen sich noch nicht auf einen bestimmten
Täterkreis festlegen. Verdächtig sind derzeit autonome Gruppierungen,
aber auch militante Anti-Hartz-Gegner und sogar Leute, die dem Minister
das Scheitern des Chipfabrik-Projektes anlasten könnten.