(MAZ, 10.12.) PERLEBERG Den Fall einer brutalen Schlägerei mit rechtsextremem Hintergrund hatte das
Perleberger Amtsgericht zu verhandeln: Am 21. August sahen Sebastian R. (20)
und Marco S. (26) aus Perleberg auf dem Rückweg vom Hafenfest Wittenberge
zwei Punks im Eingang der Deutschen Bank auf Wahlplakaten sitzen. Soweit das
Gericht den Hergang rekonstruieren konnte, forderten die Angeklagten, die
durch ihre Kleidung als Rechte zu erkennen waren, die 15 und 17 Jahre alten
Punks auf, die Plakate herauszugeben und aufzuhängen.
Die Situation sei von Anfang an bedrohlich gewesen, so der Zeuge Kenny K.,
der der Aufforderung gefolgt war und gehofft hatte, dann Ruhe zu haben. Die
Rechten hätten sie jedoch als “Zeckeschweine, die in die Gosse gehörten”,
beschimpft. Daraus entwickelte sich ein Wortgefecht zwischen dem 23-jährigen
Daniel W., der bei den beiden Punks saß, und dem Angeklagten Sebastian R.
Wie sich die Situation entwickelte, konnte das Gericht wegen
widersprüchlicher Aussagen nicht feststellen. Sicher ist, dass der
schmächtige Daniel W. vom stämmigen Marco S. bewusstlos geschlagen und am
Boden mit Stahlkappenstiefeln getreten wurde. Das Gericht hält es für
erwiesen, dass es nicht, wie die Angeklagten behaupteten, um
Selbstverteidigung handelte.
Marco S. wurde wegen schwerer Körperverletzung zu zehn Monaten Haft
verurteilt, wegen langen Vorstrafenregisters ohne Bewährung. Sebastian R.
wurde wegen Beleidigung und Beihilfe zur schweren Körperverletzung zu acht
Monaten Jugendstrafe ohne Bewährung verurteilt. Dazu kommen vier Monate
Reststrafe. Erst am 13. August, sieben Tage vor der verhandelten Straftat,
war er vorzeitig aus der Haft entlassen worden, die er wegen ähnlicher
Straftaten verbüßte. Im September 2003 hatte er sich an einer schweren
Körperverletzung auf dem Herbstfest in Wittenberge beteiligt. Zu zehnt war
die rechte Clique auf einen jungen Mann mit Irokesen-Haarschnitt
losgegangen. Mit dabei auch der Angeklagte Marco S. Einen Monat später
fielen sie ein Opfer an, das Dreadlocks trug. Die rechtsextreme Gesinnung
der Angeklagten, die mehrfach dokumentiert sei, könne einem eigentlich egal
sein, so die Vertreterin der Nebenklage im Plädoyer. Zum rechtsextremen
Weltbild gehöre aber, dass sich “diese Leute” anmaßten zu entscheiden, wer
sich wo aufhalten dürfe, und das mit Gewalt durchzusetzen. Richter Behnke
wollte die Tat “politisch nicht so hoch hängen”, verwies aber darauf, dass
es in seinem Bezirk so viel Ärger mit Rechten gäbe, dass das nicht mehr
toleriert werden könne und das hätte den Angeklagten klar sein müssen.