31.07. PARTEIEN WARNEN: NEONAZI-SZENE IST INTAKT / POLIZEI PRÜFT JETZT VORFALL BEIM STADTFEST
“Man darf sich nicht einlullen lassen”
KÖNIGS WUSTERHAUSEN Nach einem MAZ-Bericht prüft die Polizei jetzt einen Vorfall beim Königs-Wusterhausener Schleusenfest.
 :
Bürgermeister Stefan Ludwig (PDS) hatte wegen der Anwesenheit von 50 bis 60 Personen aus der rechten Szene Polizeischutz angefordert. Er sah ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für die Festbesucher. Doch erst eine Stunde nach seinem Hilferuf trafen Beamte ein. Ludwig selbst bekam später Begleitschutz für seinen Heimweg. Der Vorfall wurde erst Wochen später durch MAZ-Recherchen öffentlich. Der neue Polizei-Sprecher Lothar Walter rückte gestern von seiner Darstellung am Montag ab, der Begleitschutz für Ludwig sei ein “Freundschaftsdienst” eines Beamten gewesen. “Das war eine erste Information, die sich nicht bestätigt hat”, sagte er. Noch immer ist nicht klar, warum es solange gedauert hat, bis die Polizei kam. Gestern schaltete sich der neue Polizei-Chef Hans-Joachim Zimmerling persönlich in die Sache ein. Laut Walter wollte er sich von Ludwig die Vorgänge an jenem Abend schildern lassen. Den Vorwurf, eine Bedrohung durch die rechte Szene herunterzuspielen, wies Walter zurück: “Uns liegt überhaupt nichts daran, etwas abzuwiegeln. Wir gehen sehr wohl Hinweisen zu rechtsextremen Tendenzen nach.” Er verwies auch auf die Arbeit der Sonderkommission Tomeg und der Sondereinheit Mega in Königs Wusterhausen.
 :
Vertreter von Parteien reagierten gestern alarmiert. Die Vorsitzende der Kreis-PDS, Karin Weber, sieht sich bestätigt, dass die Neonazi-Szene in der Region weiter intakt ist: “Man darf sich nicht einlullen lassen. Wir müssen immer wieder auf die Gefahren aufmerksam machen. Wichtig ist, dass die Öffentlichkeit informiert wird.” Manfred Müller von der Stadt-PDS sagte, er sei “verwundert über das Verhalten der Polizei”. Er forderte dazu auf, sich den Rechten entgegenzustellen. “Die Leute müssen hervortreten hinter den Gardinen.” SPD-Chef Erhard Lemmink sprach von einer “neuen Qualität” in der Auseinandersetzung mit den Rechten. Er sicherte Ludwig die “vollste Unterstützung” der SPD und von ihm selbst zu: “Da hat der Bürgermeister einen engen Kämpfer neben sich.”