Rechtes Gedankengut in sozialen Berufen
Vor wenigen Wochen wurde die Öffentlichkeit darauf hingewiesen, dass Personen mit einem rassistisch geprägten Menschenbild in sozialen, staatlich geförderten Einrichtungen in Potsdam tätig sind bzw. waren. Erzieher*innen, die sich nicht von Neonazis abgrenzen können oder wie im aktuellen Fall, Sozialarbeiter*innen, die eng mit der neonazistischen Szene verbunden sind.
Auch wir wollen darauf aufmerksam machen und die Ignoranz, das Hinnehmen dessen bzw. das Stillschweigen der Öffentlichkeit anmahnen. Warum ist das so wichtig? Ein kurzer Rückblick in die letzten 15 Jahre:
In Potsdam und Umgebung liefert der Jugendclub Fahrland ein aussagekräftiges Beispiel für eine mehrjährige akzeptierende Jugendarbeit mit Neonazis. Die Auswirkungen sind noch heute spürbar. So entstand in den Jahren 2005 bis 2010 im Jugendclub Fahrland eine Neonazi-Generation, die zum Teil heute noch aktiv ist. Dazu gehören Personen wie Dustin Schlemminger, einer der Köpfe hinter der Gruppierung “Freies Potsdam”, aber auch Paddy Bohm, Benjamin Oestreich [1] und viele weitere.
Der frühere Jugendclubleiter und heutige Geschäftsführer des Treffpunkt Fahrlands e.V. Thomas Liebe hat in der Vergangenheit die Heranwachsenden lieber in Schutz genommen. Er äußerte während einer Beiratssitzung im September 2007, “dass es in Fahrland mehr Probleme mit Linken als mit Rechten gäbe. Zudem seien die rechten Jugendlichen in seinem Club alle gewaltfrei, würden durch ihre Anwesenheit ‚nicht absichtlich‘ andere Jugendliche verdrängen und ‚uns nicht für ihre Interessen‘ ausnutzen” [2]
Diese weitverbreitete Meinung ist in unseren Augen nicht akzeptabel. Gegenüber Neonazis muss immer klare Kante bewiesen werden, sei es auf der Straße oder im Jugendclub! Verantwortlich dafür sind wir alle!
Doch nun zum aktuellen Fall.
Der Musiker und Erzieher Thomas Lafrenz aka Thomas Berlin war einige Zeit als Erzieher im Jugendclub 18 am Stern tätig und für die musikalische Bildung mitverantwortlich. Wie die AR_P//U (Antifaschistische Recherche_Potsdam//Umland) am 31.12.2017 veröffentlichte, fehlt Thomas Berlin eine klare Abgrenzung zu Neonazis und Rechtsrock. So spielt er zusammen mit dem Rechtsrocker Daniel Horn in einer Band und ‚liked‘ auf seinem Facebookprofil u.a. Beiträge der Neonaziorganisation “Ein Prozent für unser Land“ und andere menschenverachtende Kommentare [3].
Dass Thomas Berlin, ein Rechtsrock-Fan jetzt für die musikalische Entfaltung von Jugendlichen verantwortlich ist, macht uns wütend. Doch kaum verwunderlich für einen Jugendclub wie den Club 18. Hier konnte schon vor Jahren die Neonazi-Band Proissenheads proben [4] und den Grundstein für ihren Erfolg legen. Alles finanziert von den städtischen Behörden. Schon damals wurde nur zugeschaut und nicht rechtzeitig gehandelt.
Wir werden nicht mit ansehen wie die Potsdamer Jugendkultur durch Neonazis und ihre menschenverachtende Musik beeinflusst wird! Die extreme Rechte hat die Sozialarbeit längst als ein offenes Feld entdeckt, ob in Schulen, Kindergärten oder anderen sozialen Einrichtungen. Es liegt an uns dem etwas entgegenzusetzen, die Dinge beim Namen zu nennen und offensiv darauf aufmerksam zu machen.
[1] http://arpu.blogsport.eu/2015/11/12/neonazis-bei-der-feuerwehr-auch-in-potsdam/ (Stand: 09.01.2018)
[2] Kramer, H. (2007): Streit um Treffpunkt, in: PNN. Online unter: http://www.pnn.de/potsdam/31006/ (Stand: 09.01.2018)
[3] http://arpu.blogsport.eu/2017/12/31/thomas-berlin-aka-thomas-lafrenz-mittelalter-folk-trifft-rechtsrock/ (Stand: 09.01.2018)
[4] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/26/neonazistisch-musikalisches-treiben-in-potsdam/ (Stand: 09.01.2018)