(MAZ) POTSDAM — Das Land Brandenburg verzeichnet nach Informationen der MAZ für
die ersten zehn Monate dieses Jahres einen 20-prozentigen Anstieg
rechtsextremer Gewalt. Bis Ende Oktober wurden nach Angaben der
Polizeipräsidien 82 rechtsgerichtete Gewalttaten registriert — 13 mehr als
im Vergleichszeitraum 2002 (69) und ein Delikt mehr als im gesamten
vergangenen Jahr (81). Die Polizei habe die Aufklärungsquoten von 72 und 75
Prozent in den Jahren 2002 und 2001 erheblich steigern können, betonte der
Sprecher des Innenministeriums, Heiko Homburg.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich die rechtsextreme Gewalt nach Osten
verlagert. Im Polizeipräsidium Frankfurt (Oder) stieg die Zahl von 32 auf
42, teilte Behördensprecher Peter Salender auf Anfrage mit. Im
West-Präsidium nahmen die Gewaltdelikte bis Ende Oktober von 37 auf 40 zu,
so Potsdams Polizeipräsident Bruno Küpper.
Besondere Brisanz gewinnen die 82 Gewalttaten im Verhältnis zu den
Gesamtzahlen der Vorjahre. Bis Ende Dezember 2002 wurden 81 rechtsextreme
Gewalttaten registriert (2001: 87; 2000: 86; 1999: 71). Allein in den
letzten beiden Monaten 2002 wurden landesweit weitere zwölf rechtsextreme
Gewalttaten registriert.
“Das ist ein Niveau, mit dem wir nicht zufrieden sind”, kommentierte
Polizeipräsident Küpper den Zuwachs. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus
könne jedoch personell kaum noch gesteigert werden. Schon jetzt würden pro
Woche 100 Beamte in diesem Bereich eingesetzt. “Damit sind wir am Limit.”
Besondere Herausforderungen stellen sich für beide Präsidien in
Südbrandenburg. Etliche Mitglieder der verbotenen Neonazi-Organisation
“Skinheads Sächsische Schweiz” versuchen seit Jahresbeginn, den Einfluss der
rechtsextremen Szene in den Kreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz zu
stärken. Dabei kam es zu Konzertveranstaltungen mit teilweise mehreren
hundert Besuchern.
Ministerium, Präsidien und Schutzbereiche haben auf den Gewaltanstieg
bereits reagiert. Seit einem Treffen vor einigen Wochen hat die
Polizei-Spezialtruppe “Tomeg” ihre Präventionsarbeit weiter intensiviert, so
Homburg. Laut Salender wurden zusätzliche maßgeschneiderte Konzepte zur
Bekämpfung des Rechtsextremismus erarbeitet.