NEURUPPIN Vor dem Neuruppiner Amtsgericht müssen sich seit gestern sechs
junge Männer wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs verantworten. Die
Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten außerdem Widerstand gegen die
Staatsgewalt vor.
Die Neuruppiner Dennis N. (24), Sven S. (25), Patrick S. (25), Christian K.
(22) und Danny B. (24) sowie der Neustädter Tino D. (24) sollen in der Nacht
vom 24. zum 25. Juli vergangenen Jahres an der Shell-Tankstelle in Neuruppin
eine Polizeiabsperrung durchbrochen, rechte Parolen skandiert und Beamte mit
Sprüchen wie “ihr Pisser” beleidigt haben (die MAZ berichtete).
Die Angeklagten gehörten in der besagten Nacht zu einer Gruppe von etwa 60
Leuten, die laut Anklage “zum ganz überwiegenden Teil” der rechten Szene
zuzuordnen sind. Auf dem Weg vom “Café Fantasie” zur Tankstelle an der
Heinrich-Rau-Straße sollen die Beschuldigten volksverhetzende Parolen
gegrölt und sich an der Tankstelle selbst mit anderen Rechten
zusammengeschlossen haben. Als die Polizei die Gruppe umkreiste, um die
Personalien aufzunehmen, durchbrachen mehrere Männer die Absperrung. Dabei
wurde eine Polizistin verletzt. Ein damals 18-Jähriger hatte mit einer
Flasche auf sie eingeschlagen. Er war dafür zwei Wochen später zu neun
Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
In der gestrigen Verhandlung, die bis zum späten Nachmittag dauerte, wurde
ein Video aus der fraglichen Nacht gezeigt. In dem Film sind Polizisten zu
sehen, die sich die Ausweise der grölenden jungen Männer zeigen lassen. Man
hört Gesänge und Flaschenklirren. Die Zuschauer im Gerichtssaal — viele von
ihnen mit kahl rasierten Köpfen und Sweatshirts mit der Aufschrift
“Skin-Heads” oder “Lonsdale” — fanden den Mitschnitt aus der Tatnacht
offensichtlich lustig.
Das Verfahren gegen die sechs Angeklagten wird am Dienstag, 18. Oktober,
fortgesetzt. Am Donnerstag, 20. Oktober, sowie am Donnerstag, 3. November,
müssen sich im selben Zusammenhang sieben weitere Beschuldigte vor dem
Jugendschöffengericht verantworten. Den Neuruppinern — 17 bis 20 Jahre alt -
wird Volksverhetzung vorgeworfen.