Dahme-Spreewald. Dass in der Kreisstadt Lübben rechte Jugendliche und vereinzelt auch linke ihr Unwesen treiben, wird wohl nicht zu bestreiten sein, auch wenn Anzeigen gegen gewalttätige Übergriffe Rechter in dieser Stadt eher selten sind, wie Ulrich Barthel, Leiter der Lübbener Polizeidienststelle der RUNDSCHAU auf Nachfrage erklärte. Hier müsse mehr Zivilcourage an den Tag gelegt werden. Noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit befasste sich nun Mitte dieser Woche ein ausgewählter Kreis mit dem Thema “Rechtsextremismus unter Jugendlichen in unserer Region ” . Die Einladung dazu hatten neben der Stadt auch das Lübbener Forum gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit ausgesprochen. Zunächst ein‑, dann wieder ausgeladen war auch die RUNDSCHAU. “Um erst einmal Kontakte aufzunehmen ” , wie es in einer späteren Begründung hieß. Es sei gut gewesen, so die städtische Sozialamtsleiterin Ute Scholz in einem Pressegespräch, “dass das Treffen gemacht wurde ” . Ilka-Gelhaar-Heider. Sprecherin der Initiative, bestätigte die Einschätzung. Dabei seien die Probleme ins Bewusstsein gerufen worden. Diesen Problemen zu begegnen, bemühe sich die Stadt durch die Verstärkung des Sozialarbeiterbereichs und des Einsatzes eines Streetworkers. So wolle man Zugang zu den Jugendlichen kriegen. Ein Komplex in der Diskussion war die Studie “Rechtsextremismus und demokratische Kontexte unter besonderer Berücksichtigung sicherheits- und jugendpolitischer Aspekte ” , deren Inhalte von ??? Borstel vom Zentrum demokratischer Kultur in Berlin, einem der Verfasser der Studie, vorgetragen wurden. Dabei schilderte er einleitend, was er alles auf dem Weg durch die Stadt an Schmierereien und Hinweisen auf Rechte entdeckt haben will. Der Sprecher einer gut 80-köpfigen Gruppe Jugendlicher nicht nur Schüler , hatten Unterschriften zusammengetragen und “eine Art Hilferuf ” , so Ute Scholz, losgelassen. Ein Sprecher der Gruppe habe von “Angstträumen ” gesprochen, von “Angst vor Gewalt ” , mit der sie in Lübben leben müssten. Die Jugendlichen warfen der Gesellschaft schlechthin vor, dass zu wenig darüber gesprochen und die Auseinandersetzung mit dem Thema gefördert werde. Was Ulrich Barthel, wie er der RUNDSCHAU sagte, dazu veranlasste, auch nach der Zusammenkunft dem Jugendlichen das Angebot zu weiteren Gesprächen zu machen. Außerdem hatte er sich als “Moderator zwischen Jugendlichen und Behörden ” angeboten. Erörtert wurde im Zusammenhang mit der Unterschriftensammlung der Jugendlichen zu ihrer Angst, worin sie bestehe. Zu einen, wurde deutlich, hätten einige eigene Erfahrungen gemacht. Allerdings ergab das Gespräch aber auch, dass manchmal schon Auffälligkeiten (Äußerlichkeiten) zu Gewalt führen könnten. Stellvertretender Bürgermeister Rainer Kleemann unterstrich, dass “Rechtsradikalismus hier vorhanden ist ” und einige Rechte auch der “Gewalt nahe stehen ” . Es müsse, sagte er, verstärkt auch in den Schulen gearbeitet werden, damit Jugendliche nicht falschen Gruppierungen in die Hände fielen. Bevor die Teilnehmer auseinander gingen, war man sich einig, dass jede Gruppierung auf dem Gebiet weitermachen wird, auf dem sie ihre inhaltlichen Ansatzpunkte sieht. Auch wolle man weiterhin Kontakt untereinander halten und Gedankenaustausch betreiben, so Ute Scholz. Stellvertretender Bürgermeister Rainer Kleemann ergänzte, dass jeder, der Verantwortung trage, seinen Teil zu übernehmen habe, um den Rechtsextremismus zurückzudrängen.
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