PDS und linke Gruppen protestierten in Rehfelde gegen den Parteitag der
DVU-Landesverbände Brandenburg und Berlin
(Jens Rümmler, MAZ, 14.2.) Seit Stunden prasselt der Regen auf Rehfelde bei Strausberg
(Märkisch-Oderland). Normalerweise kein Wetter für Veranstaltungen im
Freien. Doch am vergangenen Samstag mussten zwei Dutzend Polizisten die
Rehfelder Gaststätte “Zur alten Linde” von mehreren Seiten sichern. Die
rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU) hielt hier ihren Parteitag der
Landesverbände Brandenburg und Berlin ab. Punkt 10 Uhr trafen der
DVU-Bundesvorsitzende Gerhard Frey und Liane Hesselbarth,
DVU-Fraktionschefin im Brandenburger Landtag, ein. Knapp 100 Demonstranten,
die meisten von der PDS und linken Gruppen, empfingen die Parteispitze mit
einem Pfeifkonzert. Auf Protestplakaten hieß es “Nazis raus aus den Köpfen”
oder “Naziland ist abgebrannt”. Bis zuletzt hatten Bürgermeister Lutz
Schwarz (Bürgergemeinschaft Rehfelde) und Einheimische versucht, den
Gastwirt zur Absage der Veranstaltung in seinem Haus zu bewegen. “Da führte
kein Weg rein. Politik interessiere ihn nicht. Er müsse sehen, wie er sein
Geld verdiene, erklärte uns der Wirt”, gibt Thomas Friedel von der
PDS-Ortsgruppe Rehfelde die Gespräche wieder. Der DVU-Parteitag selbst sei
“beinahe konspirativ” geplant worden. “Das Treffen wurde überhaupt erst
letzte Woche bekannt”, empört sich PDS-Kreischef Ralf Overath angesichts der
“Heimlichtuerei”. “Das was hier geschieht, nimmt die Bürgerschaft nicht hin.
Rechtsextremisten dürfen sich nicht breit machen”, fordert Helga Bergahn,
PDS-Stadtverordnete in Strausberg. Es sei mindestens die dritte
DVU-Veranstaltung in Rehfelde.
Kurz vor 11 Uhr fahren zwei Busse vor. Die Polizei muss die Straße sperren,
damit die schätzungsweise 200 Delegierten ungehindert zum Gasthaus gelangen
können. Liane Hesselbarth schaut nur kurz aus dem Fenster. Die meisten
Delegierten tragen schwarze Anzüge oder dunkle Anoraks. Jeder Einzelne muss
sich einer strengen Kontrolle unterziehen. Ausweis und Einladung sind
vorzuweisen. “Der Parteitag findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit
statt”, moniert Thomas Friedel. Es sind weder Ablauf noch einzelne
Tagesordnungspunkte bekannt, Journalisten wurden nicht eingeladen. Die DVU
informierte lediglich knapp, dass Vorstandswahlen anstünden und
Siegmar-Peter Schuldt erneut um den Chefposten in der brandenburgischen DVU
kandidiere. Der 54-Jährige ist auch Parlamentarischer Geschäftsführer der
sechsköpfigen Fraktion im Potsdamer Landtag. Nach DVU-Angaben trat
Bundeschef Frey auf dem Parteitag als Hauptredner auf.
Ein Delegierter schwenkt vor dem Eingang eine Deutschlandfahne. Andere
Parteitagsteilnehmer winken zu den Demonstranten hinüber — dazwischen eine
Polizeikette.
Keine 1000 Meter entfernt veranstaltet die Grundschule Rehfelde einen Tag
der offenen Tür für Schulanfänger und deren Eltern. Einige Schulbesucher
schließen sich der Demonstration gegen die DVU an. “Es ist unfassbar, dass
die Rechten jetzt schon hier bei uns so auftreten”, beklagt die Mutter eines
Schulanfängers. Indes diskutiert die PDS-Landtagsabgeordnete Kerstin
Kaiser-Nicht mit einigen Demonstranten. Man dürfe nicht gleichgültig
bleiben, sagt sie. Dies war auch auf die kurzfristig anberaumte Sitzung der
Gemeindevertretung letzte Woche gemünzt. Dem PDS-Vorschlag zu gemeinsamen
Protestaktionen schlossen sich dort nur zwei weitere Gemeindevertreter an.
“CDU, FDP, SPD und Bürgergemeinschaft lehnten unsere Vorschläge ab.
Angeblich wollten sie keine zusätzliche Öffentlichkeitswirkung für die DVU
oder linksradikale Gegendemonstrationen in Rehfelde provozieren”, so
PDS-Ortschef Friedel. “Abwartehaltung” sei als Mittel im Kampf gegen
Rechtsradikale untauglich, meint er. Der Gemeinderat will nun im Nachhinein
eine öffentliche Erklärung abgeben.