(Berliner Zeitung) POTSDAM. Nach dem wiederholten Bruch von Kirchenasyl durch die Polizei in
den vergangenen Monaten sieht die brandenburgische Landesregierung noch
deutlichen Klärungsbedarf beim Vorgehen der Behörden in solchen Fällen. “Aus
schlechten Beispielen wird man ja klüger”, sagte dazu Ministerpräsident
Matthias Platzeck (SPD) am Montag in Potsdam in einem epd-Gespräch.
Keine rechtsfreien Räume
Zugleich betonte der Regierungschef, dass es “einen Rechtsstatus für
Kirchenasyl an sich” nicht gebe. Das Land Brandenburg werde keine
“rechtsfreien Räume” zulassen. Umso wichtiger seien rechtzeitige Gespräche
über Fälle von Kirchenasyl. Zur Vermeidung humanitärer Härtefälle solle ein
Instrumentarium entwickelt werden. Insbesondere dürfe es in Zukunft keine
Trennung von Eltern und ihren Kindern mehr geben.
In Tröbitz (Landkreis Elbe-Elster) war am 10. April eine kurdische Familie
entgegen Absprachen der Landesregierung mit dem berlin-brandenburgischen
Bischof Wolfgang Huber aus dem Kirchenasyl geholt worden. Die fünfköpfige
Familie, die nach heftigen Protesten eine vorläufige Duldung erhielt, hatte
sich im Kindergarten der evangelischen Gemeinde aufgehalten. Die Behörden
hatten kurzzeitig die Kinder im Alter von eineinhalb bis fünfeinhalb Jahren
von den Eltern getrennt. Der Landrat des Kreises, Klaus Richter (SPD), hatte
der Familie vor einer Woche ein zeitweiliges Bleiberecht gewährt.
Ministerpräsident Platzeck deutete an, dass die Landesregierung Kirchenasyl
vor allem dann respektieren werde, wenn sich die betreffenden Flüchtlinge in
einer Kirche oder im Pfarrhaus aufhielten. “Selbstverständlich werden keine
Kirchen gestürmt, so etwas wird auch künftig in diesem Lande nicht
stattfinden”, versicherte der SPD-Politiker.
Anfang Januar hatte die Oranienburger Polizei den Versuch unternommen, das
Kirchenasyl eines vietnamesischen Asylbewerbers und seines fünfjährigen
Sohnes zu brechen. In einem danach anberaumten Spitzengespräch mit der
evangelischen Kirche hatten Platzeck und sein Stellvertreter, Innenminister
Jörg Schönbohm (CDU), zugesagt, Kirchenasyl zu achten und auf
Polizeieinsätze zu verzichten.