Am 01.03.2007, einem Donnerstag, begann morgens gegen sieben Uhr die Räumung des
seit 1982 besetzten „Ungdomshuset“ (Jugendhaus) in Kopenhagen. Eine rechte,
christliche Sekte hatte das Gebäude vor einiger Zeit von der Stadt gekauft und
forderte jetzt die Räumung. Dabei setzte die Polizei schwer bewaffnete
Spezialeinheiten mit Helikoptern, Kränen und Kampfgas ein. Als Ergebnis der Räumung
solidarisierte sich ein großer Teil des Bevölkerung des Stadtteils mit den
BewohnerInnen. Das Resultat waren Massenverhaftungen, es wird von mehreren hundert
Verhaftungen gesprochen. Auch lokale Antirepressionsstrukturen wie das in Kopenhagen
ansässige „Anarchist Black Cross“ wurden mit staatliche Repression überzogen, viele
der ABC-AktivistInnen wurden ebenfalls verhaftet.
Direkt nach Bekanntwerden der Räumung des linksalternativen „Ungdomshuset“ in
Kopenhagen versammelten sich am 01. März knapp 100 linke AktivistInnen, um ihrem
Protest gegen die Räumung und ihrer Solidarität mit den BewohnerInnen Ausdruck zu
verleihen. Auf dem Weg durch die Potsdamer Innenstadt wurde mit Sprechchören dem
Anliegen der Demonstration kraftvoll Ausdruck verliehen.
Kurz vor dem Luisenplatz versuchten dann plötzlich mehrere Polizisten, die
Demonstration zu stoppen, woraufhin sich die TeilnehmerInnen zerstreuten.
Innerhalb kürzester Zeit zog die Polizei daraufhin ein Großaufgebot in Potsdam
zusammen, es waren Einheiten aus ganz Brandenburg und sogar aus Berlin im Einsatz.
In der Nähe des Brandenburger Tors wurden dann vor allem Junge Menschen
festgenommen, welche von der Polizei des Landfriedensbruches und anderer Delikte
beschuldigt wurden.
Von den insgesamt 16 Festgenommenen war ein Großteil weiblich und unter 18 Jahren
alt – eine klare Einschüchterungstaktik.
Was für viele der minderjährigen Festgenommenen folgte, waren klare Erniedrigungen
und Rechtsbrüche seitens der Polizei. So wurden Festgenommene aufgefordert, sich
trotz der erheblichen Kälte auf offener Straße die Schuhe und Socken auszuziehen, da
darin Rasierklingen versteckt sein könnten. Teilweise wurden Gespräche mit anderen
Menschen untersagt, selbst wenn die Betroffenen mit mehreren anderen im gleichen
Auto saßen.
Manche der Betroffenen wurden beleidigt, einige junge Frauen mussten sich auch vor
männlichen Polizisten halb entkleiden. Nachdem sie sich darüber beschwerten, wurde
Ihnen gedroht, dass sie auch gezwungen werden könnten, sich ganz entkleiden zu
müssen.
Auf Nachfrage, was denn der Grund für die Verhaftungen sei, antworteten einige
PolizistInnen mit „Wissen wir jetzt auch nicht.“ oder drohten damit, dass „der
Haftrichter“, dass später schon erklären würde.
Auf der Wache in der Potsdamer Tresckowstraße wurden dann nochmals alle weiblichen
Verhafteten dazu gezwungen, sich komplett zu entkleiden, außerdem wurde Ihnen die
Untersuchung „aller Körperöffnungen“ angedroht, da darin angeblich
„Feuerwerkskörper“ versteckt sein könnten.
Andere Verhaftete bekamen offenbar willkürlich immer mehr Anzeigen wegen ein und
derselben vorgeworfenen Tat, einigen wurden wichtige Medikamente abgenommen und erst
nach dem Hinzukommen eines Arztes wieder ausgehändigt, so dass diese erst verspätet
eingenommen werden konnten.
Manchen Betroffenen wurden die ihnen zustehenden Telefonate verweigert, sogar mit
den eigenen Eltern konnten einige der unter 18jährigen Verhafteten keine Gespräche
führen.
Das skandalöse Vorgehen der Polizei, der Versuch von Einschüchterungen und die
Erniedrigungen können nicht hingenommen werden. Die Anklagen gegen alle Betroffenen
müssen sofort fallgelassen werden.
Alle Betroffenen, die noch keinen Kontakt zum Potsdamer Ermittlungsausschuß (EA)
aufgenommen haben, sollten dies über die eMail-Adresse ea-potsdam@gmx.de tun.
Verweigert den staatlichen Repressionsorganen wie der Polizei gegenüber JEDE
Aussage, KEINE Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden. Wer Post von Polizei oder
Staatsanwaltschaft bekommt, sollte sich umgehend mit dem EA Potsdam in Verbindung
setzen, Ladungen von der Polizei können und sollten ignoriert werden.