Umweltminister Gabriel bietet G8-Bündnis Gespräch an
Potsdamer Anti-G8-Gruppen lehnen Gespräch mit Sigmar Gabriel (SPD) ab
Potsdam. Da erschrak Lutz Boede vom Anti-G8-Bündnis in Potsdam ein wenig:
“Wir kommen mit einer ungewöhnlichen Nachricht”, ließ die Polizei ihn am
Montag per Telefon wissen. Der Bundesumweltminister hat den InitiatorInnen
der Jubeldemo gegen die G8 Umweltministertagung in Potsdam am 17. März ein
Gesprächsangebot gemacht. Dazu der Sprecher des Bündnisses, Holger Zschoge:
“Es gibt immer noch Überraschungen! Da hat doch der Bundesumweltminister
Herr Gabriel tatsächlich angeboten, mit uns reden zu wollen!? Zugegeben, der
Kommunikationsweg ist etwas außergewöhnlich, er hat den Einsatzleiter der
Polizei gebeten, mit uns Kontakt aufzunehmen. Immerhin hat er unsere ganze
Kreativität und Satire herausgefordert, um eine Antwort zu formulieren. Wir
gehen aber nicht den geheimen Weg über die Polizei, sondern den eines
“Offenen Briefes”. Ansonsten sehen wir uns am Samstag zur Jubeldemo!”
Offener Brief an Herrn Sigmar Gabriel (SPD), Bundesumweltminister
Lieber Herr Gabriel!
Wir wollen uns mit diesem Schreiben recht herzlich für die liebe Einladung
bedanken, sich mit uns, dem Anti-G8-Bündnis Potsdam unterhalten zu wollen!
Bei der schweren Aufgabe, die Welt endgültig zerstören zu wollen, braucht
man viele, viele Verbündete. Vielleicht bringen Sie auch noch ein paar
Freunde von der deutschen Autoindustrie oder der Leipziger Strombörse mit,
dann können wir nach dem fruchtbaren Gespräch noch eine tolle Party feiern.
VW, BMW und Mercedes werden es sich doch bestimmt nicht nehmen lassen, diese
genauso zu sponsern wie den gesamten G8-Prozess in Deutschland dieses Jahr.
Auch die anderen Umweltminister können Sie gern mitbringen. Wir haben schon
ein kleines Modell eines Atomkraftwerkes für die kommende Jubeldemo
gebastelt, dass schenken wir gern den Umweltministern aus Russland oder
Frankreich. In diesem Zusammenhang wollen wir Ihnen noch einmal unsere
Hochachtung für die taktische Meisterleistung deutlich machen, mit der Sie
so tun, als ob Sie aus der Atomkraft aussteigen wollen und gleichzeitig
Atomtechnologie und Atommüll weltweit exportieren. Aus diesem Grund haben
Sie wohl auch die Umweltminister der Schwellenländer eingeladen. Den aus
China würden wir zu gerne kennen lernen. Wir haben gar nicht gewusst, dass
es dort überhaupt einen gibt.
Zeit und Anlässe zu einem Treffen mit uns werden Sie während Ihres Besuchs
in Potsdam sicher genug finden. Lustig wäre es, wenn Sie uns zum Gala-Diner
in der Potsdamer Biosphäre einladen könnten. Symbolträchtiger geht es
tatsächlich kaum: Lass uns die Urwälder in den Tropen zerstören und deren
Landschaften hier künstlich nachbauen. Der Umweltminister aus Brasilien wird
sich aber freuen! Wir können ihm ja dafür eine Erhöhung des Imports von
Tropenhölzern und Sojamehl in Aussicht stellen?!
Mit der Biosphäre dokumentiert Ihnen Ihr Gastgeber Brandenburg gleich auch
seine Klimapolitik: Mit Biosphäre, Tropical Island und vielen Thermen haben
wir viele schöne und große Energieverschwender, die aber durch die CO2-
freundliche Braunkohleverstromung genial wieder ausgeglichen werden.
Ja, Herr Gabriel, wir würden ja wirklich gern … Haben aber leider keine
Zeit. Es ist soviel zu tun, bei unserer Aufgabe, einen kleinen eigenen
Beitrag zur Zerstörung der Erde zu leisten. Vor allem müssen wir Ihren
Urlaubsaufenthalt in Potsdam vor den Chaoten, Atomkraftgegnern und
Umweltaktivisten schützen. Lassen Sie sich nicht stören, Sie wissen genauso
gut wie wir, dass Sie uns nichts zu sagen haben.
Viel Spass bei Ihrer PR- Show!
Wir sehen uns in Heiligendamm im Kempinski!
Anti-G8-Bündnis Potsdam