(Martin Klesmann) POTSDAM. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker hat es bedauert, der
umstrittenen Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) Geld für
die Wiedererrichtung der Garnisonkirche gespendet zu haben. “Nach den
Erkenntnissen von heute hätte ich das besser nicht tun sollen”, teilte von
Weizsäcker der Berliner Zeitung am Wochenende mit. Der 83-Jährige
distanzierte sich damit von der TPG, die stets eine rein kirchliche Nutzung
der wieder aufzubauenden Garnisonkirche gefordert hatte.
Darum war ein jahrelanger Streit mit der evangelischen Landeskirche
entbrannt, die in der Kirche ein Versöhnunszentrum mit politischen Inhalten
betreiben will. Die TPG, die bereits 5,7 Millionen Euro an Spenden gesammelt
hat, beteiligt sich deshalb nicht an der nun gegründeten Stiftung von Land
Brandenburg, Stadt Potsdam und Landeskirche. Die Stiftung will die Kirche in
den nächsten sechs bis acht Jahren wieder errichten. Von Weizsäcker ließ
offen, ob er seine Spende von der TPG zurückfordern und der neuen Stiftung
übergeben werde. Er werde die Entwicklung zunächst abwarten. Ein anderer
Prominenter hat der neuen Stiftung, die mit dem “Ruf aus Potsdam” weltweit
Spenden sammeln will, bereits Unterstüztung zugesagt — der Potsdamer
TV-Moderator Günther Jauch sagte: “Ich werde Mittel und Wege finden, um mich
am Wiederaufbau der Garnisankirche zu beteiligen.”
Die Garnisonkirche war 1735 erbaut worden. Am 21. März 1933 hatte
NS-Propagandaminister Goebbels hier am “Tag von Potsdam” eine Verbindung
zwischen Preußentum und Nationalsozialismus inszeniert: Reichspräsident Paul
von Hindenburg reichte dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler die Hand. Im
Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde die Kirche 1968 auf Geheiß der
DDR-Staatsführung gesprengt.