Platzeck, Schönbohm und Aktionsbündnis stehen hinter dem Pfarrer — Gerüchte um neuen Posten
Potsdam (ddp-lbg). Der Cottbuser Generalsuperintendent Rolf Wischnath erhält
im Streit mit der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg Rückendeckung.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie sein
Stellvertreter und Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sprachen dem Pfarrer
am Donnerstag ihr Vertrauen aus. Auch das Aktionsbündnis gegen Gewalt,
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit stellte sich hinter seinen
Vorsitzenden. Unterdessen berichtet die «Bild»-Zeitung (Freitagausgabe)
unter Berufung auf Kirchenkreise, dass der 54-jährige Wischnath für den
Posten als Präses von Westfalen im Gespräch ist.
Wischnath war am Wochenende wegen Berichten über eine angebliche
Stasi-Tätigkeit in die Schlagzeilen geraten. Der aus Nordrhein-Westfalen
stammende Pfarrer wirft den Kirchenoberen vor, hinter seinem Rücken in
dieser Sache ermittelt zu haben. Dabei habe sich ein entsprechender Verdacht
bereits bei mehreren Überprüfungen in den 90er Jahren nicht bestätigt. Am
Montag verpasste die Kirchenleitung ihrem Generalsuperintendenten einen
Maulkorb. Am 14. Februar soll Wischnath bei einer Kirchenleitungssitzung
angehört werden.
Platzeck sagte, er habe «volles Vertrauen» zu Wischnath. Der Regierungschef
hatte Wischnath am Vortag zu einem Gespräch empfangen. Dabei habe er ihm für
seinen Einsatz als Vorsitzender des Aktionsbündnisses «ausdrücklich
gedankt». Nach Darstellung Platzecks spielt Wischnath «eine wichtige Rolle
im Kampf gegen den Rechtsextremismus« in Brandenburg».
Auch Schönbohm stellt sich hinter den Kirchenmann. «Die Kirche sollte ihren
Maulkorb gegenüber Herrn Wischnath überdenken», betonte er und ergänzte:
«Ich habe bisher keinen Zweifel an der persönlichen Integrität von Herrn
Wischnath.» Er kenne den Pfarrer als streitbaren, aber aufrechten
Kirchenmann. Schönbohm fügte hinzu: »Wir waren und sind nicht immer einer
Meinung, aber gleichen Glaubens.» Das Aktionsbündnis hegt ebenfalls «keinen
Zweifel an der Integrität seines Vorsitzenden». Die innerkirchlichen
Konflikte um den Pfarrer berührten sein Amt als Vorsitzender des
Aktionsbündnisses nicht, sagte die Ausländerbeauftragte Brandenburgs, Almuth
Berger, im Namen des Vorstandes. Sie hoffe, dass der innerkirchliche Disput
möglichst schnell beigelegt werde.
Der Vorstand des Aktionsbündnisses hatte eigens wegen der kircheninternen
Querelen zu einer Pressekonferenz eingeladen, an der auch Wischnath
teilnehmen wollte. Der 54-Jährige habe aber am Morgen aus persönlichen
Gründen abgesagt, sagte Vorstandsmitglied Detlef Baer vom DGB in
Brandenburg.
Nach Informationen der «Bild»-Zeitung ist Wischnath unterdessen «als
Kirchenchef» in Westfalen im Gespräch. Er solle als Kandidat für die
Nachfolge des Präses von Westfalen nominiert worden sein. Das Amt des Präses
sei gleichbedeutend mit dem des Bischofs. Der Präses werde im November
gewählt. Zu einem ersten Gespräch sei der Pfarrer am vergangenen Wochenende
in Bielefeld gewesen. Die Evangelische Kirche von Westfalen wollte sich
gegenüber der Zeitung nicht zu dem «laufenden Nominierungsverfahren äußern».