Mehr als 30 Jugendliche der Gemeinde haben für ihren Jugendhausleiter Sven Grunow gefochten. Am Dienstagabend zogen sie mit einem Plakat und in T‑Shirts mit Aufschriften wie “Sven Grunow bleibt” zum Gemeindezentrum. Dort tagte der Sozialausschuss der Gemeinde, um über die Haushaltsmittel auch für die Jugendarbeit zu beraten. Im Ergebnis will sich der Ausschuss für Sven Grunow stark machen. Erhebliche finanzielle Kürzungen scheinen aber unumgänglich zu sein.
Zunächst drohte der Einsatz der Jugendlichen für ihren Jugendhausleiter an einem Raumproblem zu scheitern. Weil der Gemeindesaal seit kurzem von der Kita genutzt wird, stand nur die kleine Bibliothek zur Verfügung. Der Ausschussvorsitzende André Steinbach schlug vor, dass drei bis vier Jugendliche als Sprecher entsandt werden. Damit hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mit gutem Willen fanden schließlich zehn junge Leute im Beratungsraum Platz. Dazu ließ man die Tür offen, so dass die übrigen das Geschehen vom Flur aus verfolgen konnten.
Die erwartungs- und hoffnungsvollen, aber auch entschlossenen junge Leute mussten nach der Einleitung des Ausschussvorsitzenden erst einmal schlucken und gerieten in ein Wechselbad der Gefühle. “Im nächsten Jahr muss es eine Lohnkostenreduzierung geben”, sagte Steinbach. “Es stimmt aber nicht, dass Sven Grunow uns verlassen muss, und das Haus wird auch nicht geschlossen”, ergänzte er und bat die Jugendlichen, die Arbeit von Sven Grunow und seine Vorzüge einzuschätzen.
“Wir üben Bogenschießen, schmieden, diskutieren sachliche und politische Themen”, sagt Marcus als ein Sprecher der Jugendlichen, der vielstimmig ergänzt wurde. “Kochen und Backen, Keramikarbeiten, Ferienfahrten” und anderes mehr riefen die Jugendlichen in den Raum. Lisa (15) las einen Brief vor, in dem hervorgehoben wurde, dass sie sich im Klub künstlerisch betätigen und mitbestimmen können. Das Jugendhaus werde auch rege genutzt. Nicht zuletzt machten sie in dem Brief auch auf die Pflicht zur Unterstützung der Jugendarbeit aufmerksam.
“Wir wollen für die Jugend natürlich alles tun, was in unserer Macht steht” sagte Bürgermeister Hubertus Ritter. Aber auf Grund der Haushaltslage sei man gezwungen, die bisherigen Gemeindemittel von rund 30 000 Euro auf 8000 bis 10 000 Euro für Honorare zu kürzen, wobei noch rund 5000 Euro für die Unterhaltung des Hauses dazu kommen. Er warb gleichzeitig um die Unterstützung durch die Jugendlichen und um die Mithilfe von Eltern.
“Die wollen wir nicht im Jugendhaus, wir wollen Sven Grunow”, raunte es ihm entgegen. Und dann: Warum das alles so plötzlich? “Ich kann nicht verstehen, weshalb auf einmal kein Geld mehr da ist”, brachte Daniel den Unmut der Jugendlichen zum Ausdruck.
Da war man mitten im Dilemma. “Wir müssen 150 000 Euro für die Sanierung des Kita-Teils im Altbau ausgeben”, bekannte der Bürgermeister. Das sei eine Pflichtaufgabe. Dazu gebe es weitere Investitionen für die Fläche, die als Bolzplatz für die Jugend, aber als Festplatz auch für die ganze Gemeinde da sein soll.
Wenn nun schon die Kürzungen nicht zu umgehen sind, weshalb spricht sich der Beschluss der Rüdnitzer Gemeindevertretung aber gegen Sven Grunow aus, fragte jemand. Das sei möglicherweise ein Fehler gewesen, so der Bürgermeister. Andrè Steinbach und Hubertus Ritter sprachen sich für eine Überarbeitung des Beschlusses aus. Ehrenamtlich oder auf Honorarbasis solle Grunow in Rüdnitz weiterarbeiten können.
Nach einer Stunde verließen die Jugendlichen die Sitzung. Als Option gab ihnen Steinbach auf den Weg, dass demnächst im Kinder- und Jugendhaus mit ihnen und dem Barnimer Jugendwerk als Träger über das Konzept für die weitere Arbeit beraten wird.