Während Linkspartei und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit (WASG) in anderen Bundesländern so ihre Probleme miteinander hatten, ging es in Brandenburg bisher vorwiegend kuschelig zu. Doch zuletzt gab es Hinweise, dass sich nun in der märkischen WASG Widerstand gegen den Fusionskurs formiert.
In der Linkspartei ist das registriert worden. Erst einmal abwarten, was auf der Tagung des WASG-Landesrates am 26. November in Potsdam-Drewitz passiert, lautete Ende vergangener Woche die Devise. Am Montag ging dann bei »Neues Deutschland« eine anonyme E‑Mail ein. »Falls es für Sie interessant sein sollte, mache ich Sie darauf aufmerksam, dass es in der WASG Brandenburg, anders als vom Landesvorstand dargestellt, erhebliche Differenzen zur weiteren Arbeit mit der Linkspartei gibt«, stand da. Bei der Sitzung des Landesrates im Gasthaus »Lindenhof« werde es »mit Sicherheit« zu »erheblichen Auseinandersetzungen« kommen. Unterzeichnet hatte »Ein besorgter WASG-Sympathisant«.
Offenbar ist die E‑Mail an verschiedene Redaktionen gesandt worden. Am Dienstag erschien in einer Tageszeitung ein Beitrag mit der Überschrift: »Linke Wahlalternative vor der Zerreißprobe«. Ein kategorisches Nein zum Zusammenschluss mit der Linkspartei komme zum Beispiel aus dem Kreisverband Ostprignitz/Prignitz, ist da nachzulesen. Von diesem Kreisverband war gestern niemand zu erreichen.
Wie die Gemengelage tatsächlich ist, lässt sich nicht hundertprozentig sagen. Norbert B. Gillmeister vom Kreisverband Oberhavel berichtet davon, dass es zunächst einmal Kritik daran gebe, wie der Landesvorstand an einer Fusion arbeite, ohne Kontakt zur Basis zu suchen. Darüber hinaus sei der Zusammenschluss mit der Linkspartei auch an sich umstritten.
Ernest Eschler vom Kreisverband Oberspreewald-Lausitz meint hingegen: »Wir brauchen eine Bündelung aller linken Kräfte.« Dafür seien im Grunde alle WASG-Leute in Oberspreewald-Lausitz. Gestritten werde lediglich über den Zeitpunkt der Fusion.
»Wir sind für die Fusion, soweit ich das überschaue«, erzählt Arno Damm. Er ist Schatzmeister in der Uckermark und kann die Situation gut überschauen, denn der Kreisverband Uckermark zählt lediglich sieben Mitglieder.
Rainer Heenemann, Vorstandssprecher im Barnim, liegt persönlich daran, »alle willigen linken Kräfte mitzunehmen«. Mit dem Sozialabbau müsse Schluss gemacht werden. Herta Venter, stellvertretende WASG-Vorsitzende in Cottbus, weiß von keinen »Animositäten« gegenüber der Linkspartei und hat gegen eine später Fusion nichts einzuwenden. In Cottbus klappe die Zusammenarbeit gut. Von Kritik am Landesvorstand hörte Venter in ihrem Kreisverband noch nichts.
Bei der Potsdamer WASG tritt laut Vorstandssprecher Steffen Enke eine »riesengroße Mehrheit« für den Zusammenschluss mit der Linkspartei ein. Es gebe hier auch definitiv keine Probleme mit dem eigenen Landesvorstand, versichert Enke.
»Fast einstimmig« ist man in Potsdam-Mittelmark der Ansicht, dass ein bedächtiger Weg zu einer Fusion eingeschlagen werden sollte. Man stelle sich höchstens die Frage, wie der Zusammenschluss vonstatten gehen soll – langsamer oder schneller, erläutert Ronald Kurtz. »Manche wollen es sehr viel schneller.« Kurtz ist nicht nur Schatzmeister im Kreisverband Potsdam-Mittelmark, sondern auch noch kommissarischer Schatzmeister im Landesverband. Sind vielleicht zehn Prozent der märkischen WASG-Leute gegen eine Fusion mit der Linkspartei? »Weniger«, glaubt Kurtz.
Das Herumhören in den Kreisverbänden legt die Vermutung nahe, dass von einer drohenden Zerreißprobe nicht die Rede sein kann. Der Landesvorsitzende Herbert Driebe rechnet aber doch damit, dass es im Landesrat »knirschen« könnte. Allerdings werde wohl genug Öl vorhanden sein, um das Getriebe am Laufen zu halten. Der WASG-Landesverband hat rund 200 Mitglieder.
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