Während der Ingenieur Ermyas M. nach dem rassistischen Mordanschlag vom Ostersonntag weiter in Lebensgefahr schwebt, hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit Äußerungen über »blonde« Opfer von Gewalttaten für Empörung gesorgt.
Obwohl die Bundesanwaltschaft weiter von einem fremdenfeindlichen Hintergrund beim Mordversuch an dem Deutsch-Äthiopier in Potsdam ausgeht, sagte Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), man wisse bisher nur, dass ein Mensch Opfer einer Gewalttat geworden sei. »Wir wissen die Motive nicht, wir kennen die Täter nicht«, sagte Schäuble im Deutschlandradio. »Es werden auch blonde, blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten, zum Teil sogar von Tätern, die möglicherweise nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Das ist auch nicht besser.«
Juso-Chef Björn Böhning bezeichnete Schäubles Äußerungen als »unerträgliche Verharmlosung rechter Gewalt«. Grünen-Chefin Claudia Roth nannte die Äußerung Schäubles »zynisch und widerlich«. Der märkische Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (Linkspartei) betonte, bei dem Überfall liege »die Sache klar auf der Hand«. »Die Tonbandaufzeichnungen belegen eindeutig den rassistischen und fremdenfeindlichen Hintergrund der abscheulichen Tat.« Die Handy-Mailbox der Frau des Opfers hatte die Stimmen der Täter aufgezeichnet. Unter anderem wird das Opfer als »dreckiger Nigger« beschimpft.
Schäuble machte für Ausländerfeindlichkeit im Osten zugleich die Abschottung in der DDR verantwortlich. Die DDR-Bürger hätten nicht die Erfahrung sammeln können, was für eine Bereicherung es sei, mit Menschen aus anderen Teilen der Welt zusammenzuleben. »Aber die waren ja auch durch eine Mauer eingesperrt.«
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sprach am Abend von einer ersten Spur zu dem Angriff auf den zweifachen Vater, »die möglicherweise Erfolg versprechend ist«. Die Ärzte bezeichneten den Gesundheitszustand des Opfers als weiter »stabil, jedoch noch immer lebensbedrohlich«. Der 37-Jährige erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.
Potsdams OB Jann Jakobs (SPD) und der DGB riefen für heute zu einer Kundgebung auf. Aus Angst vor rassistischen Übergriffen stornierte unterdessen eine nigerianische Regierungsdelegation ihre Zimmer in einem Potsdamer Hotel.