Für zwei vietnamesische Geschäftsbesitzer in Wittichenau begann der Sonnabend mit einer bösen Überraschung. Durchs Telefon waren sie geweckt worden. Am anderen Ende der Leitung teilte ihnen die Polizei mit, dass ihre Schaufenster in Wittichenau eingeschlagen wurden.
Wittichenau.
Die Betroffenen waren auch gestern noch schockiert. Seit Anfang Mai betreibt Pham Van Quang (31) sein Geschäft, in dem es um gebratene Nudeln und knusprige Ente geht. Der Imbiss hat gemütliche Sitzmöglichkeiten und einen Straßenverkauf. Bisher sei alles recht gut angelaufen, erzählt er. Ärger oder irgendwelche Auseinandersetzungen habe es ebenfalls nicht gegeben. Die Wurfgeschosse werden von Pham Van Quang im Hinterhof aufbewahrt. Sein Nachbar, der seinen Obst- und Gemüseladen erst vor einer Woche eröffnete, will über den Vorfall nicht weiter sprechen. Böser Jungenstreich, Versehen, Racheakt oder gezielte Ausländerfeindlichkeit? Diese Frage, die sich nicht nur die Besitzer stellen, konnte bisher allerdings noch nicht geklärt werden. Aus der Bautzener Polizeidirektion gab es gestern zunächst erst einmal eine Entschuldigung. Pressesprecherin Petra Kirsch war der Vorfall am Wochenende “durchgerutscht” . Deshalb suchte man die Meldung im offiziellen Bericht vergeblich. Die Fakten lieferte sie nach: Der Vorfall muss sich in der Nacht von Freitag zu Sonnabend zwischen 21.30 Uhr und 5.15 Uhr ereignet haben. Der Schaden beträgt 1500 Euro, die Tat wird als Sachbeschädigung eingestuft. Für einen rechtsextremen Hintergrund gäbe es bisher keine Anhaltspunkte. Erste Zeugen seien vernommen, Spuren vor Ort gesichert worden. Bereits vor zwei Jahren gab es in Wittichenau einen ähnlichen Vorfall. Damals waren jeweils zweimal die Fensterscheiben der Pizzeria Roma eingeschlagen worden. Nach intensiven Ermittlungen konnten Jugendliche für die Straftat verantwortlich gemacht werden. Heute gibt es große Rollläden vor den Fenstern, die gerade durch ein Wittichenauer Unternehmen instand gesetzt werden. Vielleicht um sich vor neuen Attacken zu schützen? Roma-Mitarbeiter Mohmood Akhtar ist bereits seit 1996 in Wittichenau und mit seinem Job zufrieden. “Wir kommen seit langem hier recht gut mit den Leuten aus. Ich möchte darüber nicht mutmaßen, wer es gewesen sein könnte. Auf jedenfalls ist die Geschichte ganz schön traurig.” Die Meinung von Gerold Bartsch steht hingegen wohl für die Gedanken vieler Wittichenauer: “Es ist beschämend, was hier passiert ist” , verurteilte er. “Ich gehe gerne in den Laden, weil ich immer mit einem Lächeln begrüßt werde.” Erika Kliche, die in Wittichenau arbeitet, fügte hinzu: “Ich verstehe die Leute nicht, die so etwas tun, warum wird überall mit so roher Gewalt vorgegangen?” Aus dem Wittichenauer Rathaus war gestern trotz mehrmaliger Versuche keine Stellungnahme zu dem Vorfall zu bekommen.