Drei Tage nach dem Mordanschlag auf einen Deutschafrikaner in Potsdam sucht die Polizei immer noch nach den Tätern. Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagte am Mittwoch, es gebe keine heiße Spur. Der aus Äthiopien stammende Ingenieur, der seit 19 Jahren in Deutschland lebt, war am Ostersonntag brutal zusammengeschlagen worden.
Der 37jährige lag auch am Mittwoch noch im künstlichen Koma. »Sein Zustand ist völlig unverändert und weiterhin lebensbedrohend«, sagte Theresa Decker vom Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann. Am Montag war der Mann operiert worden, weil er bei dem Überfall ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte.
Die Ermittler gingen ersten Hinweisen aus der Bevölkerung nach, die nach der Veröffentlichung von Stimmen der Täter eingegangen waren. Diese würden ausgewertet und überprüft, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Die Behörde hatte den Fall am Vortag wegen einer möglichen »Fanalwirkung« auf die innere Sicherheit an sich gezogen. Die Ermittlungen laufen allerdings weiter bei der zwölfköpfigen Sonderermittlungsgruppe im Potsdamer Polizeipräsidium.
Auf deren Website internetwache-brandenburg.de und unter einem Sondertelefon (0331/28353777) wurde ein Mitschnitt des Überfalls veröffentlicht. Darauf sind die Schläger unter anderem mit den Rufen »Scheiß Nigger« zu hören. Die Ermittler gehen deshalb von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Die Aufnahmen kamen zustande, weil das Opfer kurz vor dem Angriff versucht hatte, seine Frau anzurufen. Es hatte aber nur deren Mailbox erreicht, das Handy blieb versehentlich eingeschaltet.
Schönbohm äußerte sich zurückhaltend zum Hintergrund des Überfalls. »Ich weigere mich, voreilige Schlüsse zu ziehen«, erklärte der CDU-Politiker. Für die Linksfraktion im Bundestag erklärte der aus der Türkei stammende Abgeordnete Hakki Keskin, Gewalt gegen Immigranten und politisch Andersdenkende könne nicht ausschließlich auf die Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher zurückgeführt werden. »Die Täter wußten genau, wen sie sich als Opfer aussuchten: einen Menschen mit dunkler Hautfarbe.«
Regierungssprecher Thomas Steg sagte in Berlin, bei den Haushaltsberatungen werde auch die Förderung von Programmen gegen Rechtsextremismus geprüft. Die Entscheidung liege jetzt beim Parlament. Das Bundesfamilienministerium kündigte an, die Programme im Umfang von 19 Millionen Euro pro Jahr würden »vorsichtig ausgeweitet«.
Für die Ergreifung der Täter hat die Staatsanwaltschaft 5000 Euro Belohnung ausgesetzt. Der Verein »Brandenburg gegen Rechts« richtete ein Spendenkonto ein. Das Geld soll direkt dem Opfer und seiner Familie zugute kommen.