Schon beim Einparken auf dem Parkplatz neben dem Prösener Jugendclub gleich
hinter der Gaststätte “Central” war am Samstagnachmittag die gedrückte
Stimmung bei den jungen Leuten augenscheinlich. Hier waren diese weit davon
entfernt, ihr alljährliches Sommerfest zu feiern. Ein Fest, für das die
Prösener Jugendlichen in der Region bekannt sind. Schaffen sie es doch jedes
Mal mit viel Fleiß und Ideenreichtum, ein tolles Programm völlig
eigenständig auf die Beine zu stellen und damit viele Jugendliche
anzulocken.
Letzteres sollte dem 30 Mitglieder zählenden Club an diesem Wochenende zum
Verhängnis werden, denn das Sommerfest musste schweren Herzens abgesagt
werden. Damit wurden alle Mühen der Vorbereitung zunichte gemacht.
“Unsere Ordner haben versucht, die Sache in den Griff zu bekommen, aber es
gelang nicht”, sagt der sichtlich betroffene Jugendclubchef Jens Ruprich,
während er und weitere Clubmitglieder mit Abbau- und Aufräumarbeiten
beschäftigt sind.
Auf der Bühne hatte am Samstagmorgen gegen 1.30 Uhr eine wüste Schlägerei
begonnen und schien immer mehr zu eskalieren. Mehrere Jugendclubmitglieder
sowie die Jugendkoordinatorin der Gemeinde Röderland, Steffi Schuster, sahen
keine andere Möglichkeit mehr — und alarmierten mit ihren Handys die
Polizei.
“Die rückte gleich mit sechs Streifenwagen an. Auch ein Rettungswagen war
vor Ort, um eine verletzte Person ins Krankenhaus zu bringen”, schildert
Jens Ruprich das Geschehen.
Wer letzendlich die Prügelei angefangen habe, so Steffi Schuster gegenüber
der RUNDSCHAU, sei schwer zu sagen. Bei allen Beteiligten sei Alkohol im
Spiel gewesen. Offenbar habe es eine Auseinandersetzung zwischen
rechtsgerichteten Jugendlichen und russlanddeutschen jungen Männern aus dem
benachbarten Gröditz gegeben. «Wer nun wen provoziert oder zuerst
zugeschlagen hat, weiß keiner so richtig» , so die Jugendkoordinatorin. Der
verletzt abtransportierte Jugendliche sei zwar ein Prösener gewesen, jedoch
kein Mitglied des Jugendclubs.
Sich als Konsequenz der Schlägerei für den kompletten Abbruch des
dreitägigen Sommerfestes zu entscheiden, sei das Ergebnis einer Beratung mit
der Polizei und dem Ordnungsamt der Gemeinde. Man sei sich dabei der
Tatsache bewusst gewesen, dass damit nicht nur die wochenlangen Bemühungen
der Jugendclubmitglieder zur Vorbereirung des Sommerfestes umsonst gewesen
sind, sondern es auch zu finanziellen Konsequenzen für den Club führen wird,
da einige Programmpunkte fest gebucht waren.
«Sonntag sollte die Band Chmelli ein Konzert geben. Wir konnten mit ihr
vereinbaren, dass zu einem späteren Zeitpunkt das Konzert im Rahmen einer
geschlossenen Veranstaltung in der Gaststätte Central nachgeholt wird» ,
so Steffi Schuster, die noch auf einen weiteres Kriterium für den Abbruch
des Festes verweist: So soll es noch in der besagten Nacht seitens einiger
auswärtiger Gäste Drohungen gegeben haben, am nächsten Tag mit noch mehr
Leuten anzurücken.
«Unsere Ordnerzahl ist nur begrenzt, das Risiko einer weiteren Schlägerei
wäre zu groß gewesen. Mit Handys ist schließlich heutzutage schnell jemand
herbeigerufen, so wie es offenbar auch schon in der Nacht zum Samstag der
Fall gewesen sein muss.»
Aus Sicht der Polizei stellt sich der Sachverhalt bisher wie folgt dar: An
der Schlägerei auf der Bühne sollen 12 bis 15 der insgesamt rund 300
Jugendlichen beteiligt gewesen sein. Man habe Personalien festgestellt,
vorläufig festgenommen wurde aber niemand.
Vier verletzte Personen seien ambulant behandelt worden. Eine Person musste
im Krankenhaus versorgt werden. Man sei derzeit noch dabei, zu ermitteln,
wie es zur Schlägerei gekommen ist.