Nach der Sanierung sollen sich dort vor allem jüdische und nichtjüdische Jugendliche treffen
(BM 30.06.03) Gollwitz — Jahrelang glich es einem wildromantischen Geisterhaus,
hinterließen Wetter und Vandalismus ihre Spuren. Jetzt tummeln sich Handwerker in den
Gemäuern des einstigen Herrenhauses in Gollwitz an der B 1
(Potsdam-Mittelmark). Bis Ende 2004 entsteht dort für 2 Millionen Euro die
Jugend-Begegnungsstätte “Schloss Gollwitz”, in der Verständigung und Toleranz
zwischen Menschen
unterschiedlicher Religion, Nationalität und Kultur gefördert werden sollen.
Vor allem geht es um Treffen von Juden und Nichtjuden.
Das Projekt ist bundesweit einmalig, und gleich zwei Stiftungen arbeiten
dafür. Kuratorien und Beiräte sind prominent besetzt, unter anderem mit
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie den Kirchenvertretern Landesbischof
Wolfgang Huber und Georg Kardinal Sterzinsky. Schirmherr ist
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD).
“Der Ort ist mit Bedacht gewählt”, sagt Konrad Weiß, einst
DDR-Bürgerrechtler und nun Vorsitzender des Stiftungs-Kuratoriums der Begegnungsstätte.
“Schließlich war Gollwitz 1997 nahezu weltweit in den Schlagzeilen.” Zur
Erinnerung: Die Gemeindevertreter hatten sich einstimmig geweigert, im Herrenhaus 60
jüdische Spätaussiedler unterzubringen, weshalb man ihnen Antisemitismus
vorwarf. Wie sich später herausstellte, war dieses Urteil weit überzogen, der
Beschluss wurde zurückgenommen. Allerdings heizten einige jugendliche Einwohner
und auch Ortsfremde die Stimmung immer wieder an.
“Durch Begegnung mit Fremden soll Fremdheit überwunden werden”, nennt Weiß
das Hauptziel der Einrichtung. Weiß hält es für besonders erfreulich, dass der
Landkreis Potsdam-Mittelmark als Besitzer die Immobilie, die bis 1994 als
Schule diente, kostenlos zur Verfügung stellte. Auch die 450-Einwohner-Gemeinde
brachte 10 000 Euro für das Stiftungskapital auf.
Laut Architekt Achim Krekeler wurden seit Ende 2002 für 50 000 Euro
Sicherungsarbeiten durchgeführt und ein Holzgutachten erstellt, das massiven
Schwammbefall ausweist. Dank großzügiger Spenden, wie von der Ostdeutschen
Sparkassenstiftung und der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, sei jetzt das Geld für
die Schwammbeseitigung vorhanden. Auch könnten die rund 100 Fenster restauriert
werden, die meisten stammen noch aus dem 19. Jahrhundert.
Am Ende soll die “Begegnungsstätte Schloss Golzow” über etwa 30 Räume
verfügen, in denen die Jugendlichen eine Woche lang wohnen. Vorgesehen sind
Seminare, Treffen mit Überlebenden des Holocaust oder mit Studenten aus Israel, dazu
Besuche in den einstigen Konzentrationslagern oder im Centrum Judaicum in
Berlin. Doch bis dahin müssten die Stifter noch “viele weitere Spender
gewinnen”, sagt Vorsitzender Peter-Andreas Brand. Spendenkonto: Stiftung Schloss
Gollwitz, Dresdner Bank, Bankleitzahl 370 800 40, Konto 2 656 553 08.