(Andreas Fritsche) Auf der Liegewiese im Potsdamer Park Babelsberg ist das Liegen verboten und auf dem Drive ist Radeln nicht erlaubt. Dabei klingt der englische Name dieses Rundweges doch sehr nach Fahren. Nicht einmal schieben darf man seinen Drahtesel dort. Peter Moser schüttelt mit dem Kopf. Der 41-Jährige gehört der Bürgerinitiative Babelsberger Park an. 100 Anwohner kämpfen dafür, dass sie die weitläufige Grünanlage wie bisher nutzen dürfen. Heute soll das erste offizielle Gespräch mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) stattfinden.
Die Stiftung pocht seit April auf die Parkordnung. Wächter verhängen Bußgelder, wenn Spaziergänger den Rasen betreten oder Hunde von der Leine gelassen werden. In die Pedale treten darf man nur vom Eingang an der Grenzstraße bis zum Kleinen Schloss. Hier muss man absteigen und bis zum Ausgang Lankestraße schieben. Überall sonst sind Fahrräder tabu. Immerhin, das ist mehr als früher zugelassen war. Radeln verbot die zu DDR-Zeiten gültige Parkordnung komplett und Rasenlatschen war offiziell auch nicht erlaubt. »Aber es hat sich keiner darum gekümmert«, erzählt Moser. Erst jetzt greife die Schlösser-Stiftung durch.
Moser stammt aus Österreich und lebt seit 20 Jahren in Potsdam. Seine drei Kinder haben die Natur lieben und bewahren gelernt, »gerade weil sie im Babelsberger Park auf den Rasen gehen konnten«, sagt der Sozialpädagoge. »Die reißen keine Blumen ab.«
Rodeln und Eislaufen im Winter, Baden im Sommer und Eier suchen am Ostersonntag – das alles konnte die Stiftung im Park beobachten und will es nun nicht mehr sehen. Dergleichen schränke eine Nutzung das Erlebnis Gartenkunst ein, begründet Heinz Berg, Direktor der SPSG-Generalverwaltung.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) springt ihm bei: Man habe ja einen Volkspark in Potsdam, wo man grillen und baden kann, nämlich den auf dem Gelände der Bundesgartenschau im Bornstedter Feld. Doch der Weg dahin ist den Babelsbergern zu weit, per Rad zu gefährlich und außerdem kostet das Bornstedter Feld Eintritt. Für den Babelsberger Schlosspark wird lediglich um eine Spende gebeten. Die Landtagsabgeordnete Anita Tack (Linkspartei) versteht die Sorgen und Bedürfnisse der Leute und verlangt, dass der Babelsberger Park ein Platz bleibt, wo die Potsdamer sich erholen können.
Moser berichtet von der »Wut« der Anwohner und wirft der Stiftung »Gutsherrenart« vor. Dabei ist ihm wohl bewusst, dass es innerhalb seiner Bürgerinitiative unterschiedliche Interessen gibt. Die Eltern, die sich wünschen, dass ihre Knirpse auf dem Gras tollen dürfen, freuen sich zum Beispiel nicht unbedingt über freilaufende große Hunde. Aber den Hundehaltern genügt der Auslaufplatz vor dem Schlosspark nicht. Wer Schlittschuh auf dem Teich am Freibad fährt, versündigt sich wahrscheinlich an der Umwelt, denn im Schilfgürtel leben seltene Arten. Aber die Menschen reden vernünftig miteinander, suchen sich zu verständigen. Die Bereitschaft dazu vermisst Peter Moser zurzeit auf Seiten der Schlösser-Stiftung.
Dabei könnte sich die Bürgerinitiative durchaus zum Förderverein mausern. Wenn man ihn auf den Rasen lässt, dann möchte Moser wie früher Müll einsammeln, und er würde dann auch für zwölf Euro »gern« die freiwillige Jahreskarte kaufen.