Kienbaum (MOZ) Das Internet boomt. Und mit der Zahl User steigt stetig auch die Zahl der schwarzen Schafe, die die grenzenlose und anonyme Vernetzung für ihre kriminellen Machenschaften nutzen. Von Kinderpornografie über Dealer, die Ahnungslosen mit teuren Nummern verbinden, bis hin zu Scheinversteigerungen im Internetauktionshaus – die Listen der Informations- und Kommunikationskriminalität (IuK) ist lang.
Doch die Brandenburger Polizei kommt mit den Ermittlung nicht mehr hinterher. „Personell und in der Ausstattung ist unser Bundesland Schlusslicht“, sagte gestern Andreas Rintisch vom Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg bei einer Fachtagung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in Kienbaum (Märkisch – Oderland). So käme es bei den Ermittlungen sichergestellter Disketten und Festplatten zu Engpässen: „Die Daten können oft erst zwei Jahre später untersucht werden“, kritisierte Rintisch. So drohe manche sogar Verjährung. Oder Gerichte ordneten die Herausgabe der konfiszierten Computer an, weil die Beschlagnahme zu lange dauere, so der LKA-Beamte. Als Beispiel nannte er die Kameradschaft aus Rathenow , auf deren Rechnern man rechtsradikale Publikationen vermutete. „Wir waren gar nicht in der Lage, die rund 60 Festplatten zu untersuchen“, sagte Rintisch.
2004 wurden in Brandenburg erstmals 46 Polizisten auf den Gebiet der Computerkriminalität geschult. „Die dreiwöchige Fortbildung waren keinesfalls ausrechend, um die Kollegen auf die neuen Aufgaben vorzubereiten“, monierte Rintisch. Zum Vergleich wurden Zahlen aus Niedersachsen genannt. Dort dauern die Spezialisierung bis 23 Wochen. Rund 80 Beamte seien ausschließlich mit den Ermittlung von IuK-Straftaten beschäftigt. „Unsere Kollegen müssen dagegen noch viele andere Aufgaben erledigen“, so Rintisch. Auch sei die Technik oft schon beim Kauf nicht mehr auf den neusten Stand .
Letzterem widersprach Roger Höppner, Kriminaldirektor aus dem Brandenburger Innenministerium, vehement: „Die Ausstattung in Brandenburg ist erstklassig.“ Gerade erst sei wieder ein Handy-Ortungsgerät angeschafft worden. Kostenpunkt: 250.000 Euro. Von dem bemängelten Engpass bei den Ermittlungen im IT-Bereich zeigten sich Höppner jedoch überrascht. „Im Moment wird sowieso überlegt, das Modell von Niedersachsen bundesweit einzuführen“, sagte er. Entschieden wird das auf der Bundesinnenministerkonferenz.
In einem Punkt waren sich in Kienbaum alle einig: Computer und Telefone werden immer häufiger als virtuelle Tatwaffen eingesetzt. „Bei uns sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres 517 Anzeigen eingegange. 214 davon sind IuK-Delikte“, so Dietmar Zieschow vom Kommissariat Cottbus/Spree-Neiße. Er konnte aber auch einen Fahndungserfolg vermelden. Vor kurzem sind zwei Betrüger ins Netz gegangen. Sie hatten mit fremden Kontendaten an ebay-Versteigerungen teilgenommen und einen Schaden von 45.000 Euro angerichtet. Für ihre 140 Straftaten haben die Täter sogar Computer in öffentlichen Einrichtungen, wie der Cottbuser Stadtbibliothek, genutzt.