Das Festhalten eines Franzosen sei ein unglücklicher Irrtum. Polizei ohne
Englisch, dafür aber uneinsichtig
Es muss schon viel geschehen, wenn sich Brandenburgs Innenminister Jörg
Schönbohm (CDU) entschuldigt. Im Falle des Franzosen Philippe Bescond, der
wegen eines angeblich gefälschten Führerscheins von der Polizei in
Fürstenwalde festgehalten wurde, blieb im aber nichts anderes übrig. Die
Geschichte um Bescond, ließ das Innenministerium gestern wissen, sei
“unglücklich und bedauerlich”.
Wie berichtet hatte Bescond in der vergangenen Woche eine ganze Nacht auf
der Polizeiwache in Fürstenwalde und anschließend in seinem Auto verbringen
müssen. Seine Fahrerlaubnis bekam er erst am nächsten Tag zurück, nachdem er
sich über die französische Botschaft seine Daten bestätigen ließ.
Die Polizei hatte sich dagegen geweigert, bei französischen Stellen
anzurufen. Zur Begründung sagte ein Sprecher der Fürstenwalder Polizei, man
habe in der betreffenden Nacht nichts unternehmen können, “da niemand
zugegen war, der Französisch oder Englisch spricht”. Ähnlich sieht das auch
Bernd Kalthoff, Leiter der Kriminalpolizei Oder-Spree: “Um eine falschen
Führerschein zu erkennen, braucht man Experten vom Bundesgrenzschutz.” Diese
seien aber nicht mehr erreichbar gewesen.
Zwar räumte Kalthoff ein, dass eine erkennungsdienstliche Behandlung, wie
sie bei Bescond vorgenommen wurde, bei Führerscheindelikten nicht üblich
sei. Trotzdem sieht er kein Fehlverhalten der Beamten: “Er wurde nicht
festgenommen, das war eine Maßnahme zur Gefahrenabwehr.” Außerdem, ließ
Kalthoff indirekt durchblicken, habe Bescond noch Glück gehabt: “Weil es
aber ein Ausländer war, haben wir uns beeilt.”
Im Fall Bescond wird jetzt auch die Ausländerbeauftragte des Landkreises
Oder-Spree in Beeskow aktiv. Die stellvertretende Ausländerbeauftragte des
Landes Brandenburg, Ines Sprenger, sagte, der Vorfall “klingt nach einer
diskriminierenden Behandlung, die nicht sein darf”.