POTSDAM. Brandenburgs SPD/CDU-Landesregierung wird durch die bevorstehenden
Bundestagswahlen in ihrer Handlungsfähigkeit beeinträchtigt:
Vize-Regierungschef Jörg Schönbohm (CDU) hat sich nun indirekt als möglicher
Verteidigungsminister in einem Bundeskabinett von Angela Merkel ins Spiel
gebracht. Er würde an “jedem Platz” für eine Bundeskanzlerin Merkel
arbeiten, erklärte Ex-General Schönbohm am Montag in Potsdam. Es sei aber
die Sache von Angela Merkel, ein Regierungsteam zusammenzustellen. Schon vor
drei Jahren war Schönbohm vom damaligen Unions-Kanzlerkandidaten Edmund
Stoiber als Verteidigungsminister ins Gespräch gebracht worden. Der heute
67-jährige Schönbohm war Anfang der 90er-Jahre bereits Staatssekretär im
Bundesverteidigungsministerium gewesen. In Potsdamer CDU-Kreisen heißt es,
dass Schönbohm nach Berlin gehen würde, wenn Merkel ihn riefe. Schönbohm
hatte sich indes erst kürzlich darauf festgelegt, bis 2009 CDU-Vorsitzender
und Minister in Brandenburg bleiben zu wollen. Seine Nachfolge in der Mark
ist noch längst nicht geklärt, auch wenn CDU-Generalsekretär Sven Petke in
jüngster Zeit an Profil gewonnen hat.
Petke warnte die SPD im Land schon einmal vorsorglich vor einer
“Diffamierungskampagne” gegen Angela Merkel. In diesem Zusammenhang riet
Petke der SPD auch davon ab, den einstigen Bildungsminister Steffen Reiche
(SPD) zum brandenburgischen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im
Herbst zu machen. Der wolle sich an der CDU “abarbeiten” und gefährde wegen
seiner PDS-Nähe den Frieden in der Potsdamer Regierungskoalition, so Petke,
der mit der Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche
verheiratet ist. Der sonst durchaus bissige SPD-Landesgeschäftsführer Klaus
Ness konterte kühl: “Ich würde Herrn Petke raten, sich doch zuvorderst um
Frau Reiche zu kümmern.” Schließlich wolle Petkes Ehefrau doch ihrerseits
bestimmt Spitzenkandidatin der CDU werden. Dies offenbart ein gereiztes
Klima in Potsdams SPD/CDU-Koalition, zumal auch der brandenburgische
CDU-Europaabgeordnete Christian Ehler aus Brüssel Steffen Reiche und weitere
SPD-Politiker kritisiert, ihnen eine völlig falsche Einschätzung der
EU-Förderpolitik vorwirft.
Nun wird auch sichtbar, dass die Potsdamer SPD-Spitze um Ministerpräsident
Matthias Platzeck ihr Verhältnis zu Steffen Reiche noch längst nicht wieder
ins Lot gebracht hat. Als Platzeck den langjährigen Minister und
Mitbegründer der Ost-SPD nach den Landtagswahlen 2004 als Bildungsminister
entließ, empfahl er den intellektuellen Reiche für ein Bundestagsmandat. Nun
kommt die Bundestagswahl ein Jahr früher und Platzeck steckt als
SPD-Parteichef in einem Dilemma. “Er kann doch nicht als Ministerpräsident
sagen, Steffen Reiche passt nicht mehr ins Kabinett und ihn dann sogleich
als brandenburgischen Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl anpreisen”,
heißt es im brandenburgischen SPD-Führungszirkel. Reiche selbst hat in den
vergangenen Tagen durchblicken lassen, dass er die Spitzenkandidatur
anstrebt.
Doch auch Peter Danckert, Chef der brandenburgischen SPD-Landesgruppe im
Bundestag, erhebt Anspruch auf die Spitzenkandidatur. Der selbstbewusste
Danckert weiß um seinen breiten Rückhalt in den Parteigremien, er hat sich
als Bundestagsabgeordneter einen Namen gemacht. Problematisch ist auch, dass
Danckert und Reiche in Teltow-Fläming politisch beheimatet sind. Für Reiche
müsste also ein neuer Wahlkreis, etwa der in Brandenburg/Havel, gefunden
werden.