POTSDAM Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat seinen
Stellvertreter, Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), wegen dessen Äußerungen
zum Rechtsextremismus gerügt. Es sei “unpassend”, wenn dieser der
Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung eine Mitschuld am Erstarken von
Rechtsextremisten gebe, so Platzeck gestern.
Schönbohm hatte die Ansicht des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund
Stoiber (CSU) unterstützt. Laut Stoiber ist die Massenarbeitslosigkeit
“Hauptursache für das Wiedererstarken der NPD”. “Das ökonomische Versagen
der Regierung Schröder, dieses Ausmaß an Arbeitslosigkeit, bildet den
Nährboden für Extremisten.” Schönbohm sagte: “Die Wähler sind verunsichert,
weil die Bundesregierung ihr Versprechen, die Arbeitslosigkeit zu senken,
regelmäßig gebrochen hat.” Dadurch hätten die Extremisten von NPD und PDS
“leichtes Spiel gehabt”.
“Ich teile die Ansicht nicht”, sagte Platzeck. Man könne nicht einfach von
hoher Arbeitslosigkeit auf ein Erstarken des Rechtsextremismus schließen.
Schönbohm verharmlose mit solchen Thesen die Neonazis, kritisierte Baaske.
Arbeitslosigkeit biete zwar einen gewissen Nährboden für Rechtsextremismus,
räumte der Fraktionschef ein. Es gebe aber noch andere Ursachen. “Zudem
sollte man deutlich unterscheiden zwischen einer demokratisch aufgebauten
und agierenden PDS und der rechtsextremen NPD.”
Auch die PDS kritisierte Schönbohm scharf. “Mit derartigen Äußerungen stellt
sich der Demokrat Schönbohm selbst in Frage”, sagte PDS-Fraktionschefin
Dagmar Enkelmann. Fünf Millionen Arbeitslose seien das denkbar ungeeignetste
Thema für die politische Auseinandersetzung mit alten und neuen Nazis.
Schönbohm wies die Angriffe zurück. Er verwies auf Äußerungen von
SPD-Politikern, die in der Vergangenheit ebenfalls auf derartige
Zusammenhänge hingewiesen hätten und zitierte den SPD-Bundestagsabgeordneten
Otmar Schreiner und den SPD-Fraktionsvorsitzenden Franz Müntefering. Hier
versuche man von der eigenen Inkompetenz bei der Lösung der
Arbeitsmarktprobleme abzulenken.
Auch CDU-Generalsekretär Sven Petke wies die Kritik zurück. “Jörg Schönbohm
hat mit seinen zutreffenden Aussagen den Finger in eine offene Wunde
gelegt.” CDU-Fraktionschef Thomas Lunacek sagte, die PDS sei “hier die
letzte Partei, die sich zu diesen Dingen zu äußern hat”. Sie betreibe einen
Populismus, “der mit dem der DVU vergleichbar ist.”