Alles im Blick
RATHENOW Gestern Vormittag, 10.30 Uhr: Randale auf dem Parkplatz der Diskothek Dancehouse. Zwei Männer, kurzgeschoren und mit schweren Stiefeln, werfen mit Bierbüchsen um sich, belästigen eine Frau und entreißen ihr die Handtasche. Doch bevor sie flüchten können, sind Einsatzkräfte der Polizei schon am Ort und nehmen die Randalierer fest.
Die Szene war gestellt: Mitarbeiter der Rathenower Polizeiwache hatten sich kurzzeitig in Verbrecher verwandelt, um die Effizienz der neuen Videoüberwachung zu demonstrieren. Denn das Geschehen flimmerte live über die drei Bildschirme, die gestern Vormittag in der Rathenower Wache in Betrieb genommen wurden. Die beiden Beamten an den Monitoren hatten das Geschehen jederzeit im Blick, die Alarmierung der Kollegen war in weniger als einer Minute auf den Weg gebracht.
Interessiert verfolgt wurde die Demonstration von Vertretern der Stadt sowie der versammelten Polizeispitze Brandenburgs. Bruno Küpper, Inspekteur der Polizei im Lande, hatte sich persönlich in die Kreisstadt begeben, um die Feuertaufe zu erleben. Auch Peter Kirmße, Chef des Oranienburger Polizeipräsidiums, sowie Uwe Westen, Leiter der Abteilung Einsatz und Ermittlung, hatten den Weg ins Havelland gefunden.
Drei so genannte Kuppelkameras mit einem Blickwinkel von 360 Grad sind auf dem Gelände rund um die Diskothek installiert. Sie decken den Parkplatz sowie einen Teil der Berliner Straße ab. Zwei Beamte überwachen in einem Raum der Rathenower Polizeiwache die drei Monitore. Mittels eines Schaltpults können sie die Kameras steuern, können den Bildwinkel verändern und können an bestimmte Personen oder Objekte heranzoomen. Private Bereiche — Wohnungseingänge, Fenster, Haustüren — werden automatisch mit einer softwaregesteuerten Blindleiste überzogen. Ein Einblick ist den Beamten hier nicht möglich.
Insgesamt fünf Beamte wurden für den Monitoreinsatz geschult. Unter ihnen werden die Einsätze am Wochenende aufgeteilt. Auch während der Woche werden die Monitore überwacht, allerdings nicht von zwei Beamten gleichzeitig. Für die beiden Polizisten, die gestern am Terminal saßen, war es der erste Dienst überhaupt. Fingerspitzengefühl brauche man, sagte der eine. Und meinte dies ganz wörtlich. Denn die Kameras werden über einen Trackball, eine kleine Plastikkugel, gesteuert, die mit den Fingerkuppen bewegt werden muss.