Hintergrund ist die „Interessengemeinschaft Fahrt & Lager“ der „Jungen Nationaldemokraten“(JN). Diese sollen, so die Befürchtung der Sicherheitskräfte, zur Jahreswende ein Zeltlager geplant haben. Der weitere Hintergrund für die Ermittelnden stellte die personelle Verbindung zur verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ), aber auch die inhaltliche Nähe dar(LKA Niedersachsen 21.12.2010).
Neben diesem vermutlichen Zeltlager gab es auch andere Hinweise, wie zum Beispiel einen Kalender. Interessant hierbei ist, dass der Kalender laut Ermittlern klandestin verteilt worden sei. Bereits Ende 2009 hätte allerdings ein Blick auf die Bundesseiten von NPD, JN und dem Deutsche Stimme Verlag gereicht, denn dort wurde dieser Kalender der IG Fahrt angeboten. Bestellt werden konnte er über ein Postfach in Birkenwerder. Das dort sowohl die JN Brandenburg, wie auch die NPD Oberhavel ihre Postfächer haben, ist dabei nicht verwunderlich. Die scheinbare Verbindung der IG Fahrt, sowie die Doppelmitgliedschaften von Neonazis wie Sebastian Richter, Phillip Badczong oder den Schmidt-Brüdern hätte hier die Alarmglocken schon klingeln lassen müssen. Besonders wenn Sicherheitsorgane, wie der Verfassungsschutz im Bericht für 2009 feststellt, dass im „Raum Oranienburg(OHV)[…]eine Gruppe junger Erwachsener“(VS Bericht 2009 Seite 128) aktiv ist. Im Sommer 2010 gab es einen weiteren Hinweise, dass diese scheinbare Struktur in Oberhavel ein Lager veranstaltet haben soll. Die Hinweise deuteten hier allerdings einzig auf die ehem. HDJ-Strukturen um Sascha Stein, der nach unseren Erkenntnissen nach nicht in der JN und somit auch nicht bei der IG Fahrt Mitglied ist.
Laut einem Artikel im Störungsmelder soll einer der Personen, deren Wohnungen durchsucht wurden, der Hohen Neuendorfer Sebastian Richter sein. Richter ist eine wichtige Person innerhalb des aktionsorientierten JN-Spektrums in Brandenburg. Er war Gründungsmitglied des ersten JN-Stützpunktes in Brandenburg (Oranienburg im Sommer 2007), ist aktives Mitglied der „Spreelichter“ und des Bundesvorstandes der JN. In den vergangenen anderthalb Aktionen führte er immer wieder Aktionen im südlichen Oberhavel durch. Einmal störte er mit Phillip Badczong eine Veranstaltung des Ministerpräsidenten Platzecks und fuhr Tage später durch die Dörfer (Laut einem eigen Bericht wurden sie dabei nicht immer willkommen geheißen). In diesem Jahr meldete Richter drei Kundgebungen in Oranienburg und Hennigsdorf an. Diese waren gedacht um die Zivilgesellschaft zu binden. Meist meldete er Stunden vorher die Kundgebungen ab und verteilte mit Gesinnungsgenossen andern Orts Flugblätter. An einer Kundgebung nahm er dennoch Teil mit einem Dutzend weiterer Neonazis, allerdings mit zweistündiger Verspätung. Vermutlich tat er dies auch um zu sehen, wie schnell die Zivilgesellschaft agieren kann und wie stark sie ist.
Ob und wer noch durchsucht wurde ist derzeit unbekannt, aber da es viele Überschneidungen in Oberhavel zwischen JN/NPD und der ehem. HDJ gibt, war vermutlich Sebastian Richter nicht der Einzige. Sollten sich hierbei neue Erkenntnisse darstellen wird der Beitrag hier erweitert. Falls jemand Hinweise geben kann würden wir uns über diese freuen.