Schüler an Pfahl festgebunden und zurückgelassen
SS-Runen ins Gesicht gemalt
SPERENBERG Die Polizei ermittelt seit Mittwochmittag
zu einer Straftat in Sperenberg. Durch Anzeige wurde
bekannt, dass am Morgen gegen 8 Uhr an der
Bushaltestelle vor der Schule ein 15-Jähriger von vier
Mitschülern angegriffen und bedroht wurde. Die
Gleichaltrigen fesselten den Jugendlichen mit den
Trageriemen seines Schulrucksacks an einen
Laternenpfahl. Außerdem banden sie ihn mit einer
Kordel aus seiner Jacke in Höhe des Halses an den
Pfahl. Weiterhin bemalten die Schüler mit einem
Edding-Stift sein Gesicht, unter anderem mit SS-Runen,
die anschließend wieder übermalt wurden. Eine Lehrerin befreite wenig später den am Laternenpfahl
zurückgelassenen 15-Jährigen, der an seine Eltern
übergeben wurde.
Bei der Anzeigenerstattung am Vormittag bei der
Polizei wies der Geschädigte offenbar durch die Kordel
verursachte Würgemale am Hals auf. Die Schulleitung
führte bereits Gespräche mit den beteiligten
Jugendlichen. Die polizeilichen Ermittlungen zum
Verdacht der Körperverletzung und der Verwendung von
Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen dauern
an. (MAZ 07.12.01)
Polizei sieht bisher kein rechtsextremes Motiv für Gewalttat an Schule
15-Jähriger wieder wohlauf
SPERENBERG Drei Schüler der Gesamtschule Sperenberg
sind für drei Tage vom Unterricht suspendiert worden.
Ein Mädchen durfte einen Tag lang das Schulgelände
nicht betreten. — Am Mittwoch hatten die vier
Tatverdächtigen einen Mitschüler mit den Trageriemen des Rucksacks an einen Laternenpfahl gefesselt, ihn mit der Kordel des Anoraks in Halshöhe angebunden und sein Gesicht unter anderem mit SS-Runen beschmiert,
die anschließend wieder übermalt wurden.
Der 15-jährige Zossener war gestern wieder in der
Schule und ist nach den Worten von Schulleiterin
Ingeborg Rindt wohlauf. Zwei der Täter hätten sich
inzwischen bei dem Opfer entschuldigt.
“Wir sind alle sehr erschrocken — die Jugendlichen und
auch wir Lehrer”, so die Schulleiterin. Gestern sei
der Diskussionsbedarf in den Klassen groß gewesen.
“Der Grundtenor ist, dass es zu weit geht, jemanden
mit Gewalt hilflos zu machen und dass dies geahndet
werden muss.”
Der gefesselte Junge ist laut Schulleiterin recht
beliebt. “Diejenigen, die das gemacht haben, sind
alles andere als rechtsgerichtete Jugendliche”, meint
die Schulleiterin.
Auch nach Angaben der Polizei ist bisher kein
rechtsextremistisches Motiv erkennbar. Der Haupttäter
soll sein Opfer aber schon öfter körperlich traktiert
haben. Die Ermittlungen übernimmt jetzt die Kripo
Potsdam. Eine Statistik über Gewalttaten an Schulen
wird, wie Nachfragen beim Polizeipräsidium Potsdam und
beim Bildungsministerium ergaben, weder in der einen
noch in der anderen Behörde geführt. Aus der Wache
Zossen war zu hören, dass solche Fälle im
Wachenbereich eher die Ausnahme bilden.
“Nächste Woche werden sich die Tatverdächtigen vor den
Klassensprechern und den Lehrern äußern müssen”, so
Ingeborg Rindt. (MAZ 08.12.)