(Juri Eber und Jonas Großkopf) Am vergangenen Mittwoch beteiligten sich 150 Personen am ersten Open Air Konzert gegen Rechts in Seelow. Zahlreiche Bewohner der Stadt unterstützten das Anliegen, der Bürgermeister nicht.
Es war eine engagierte Premiere: In der 5000 Einwohner zählenden Gemeinde im Osten Berlins spielten die Bands Agit, The Germs, The Superiors und “Die Beutelz” lautstark, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus in der Region zu setzen. Das Open Air wurde von den drei Privatpersonen Claudia Fortunato, Uwe Hädicke und Anja Richter organisiert. Sie bekamen Spenden und Hilfe von zahlreichen Ortsansässigen Firmen und Privatpersonen, darunter auch das Technische Hilfswerk, die Allianz und die Linke/PDS.
Das Motto “Seelow ist bunt — Musik gegen Rechts” ließ aber nicht alle kommen. Aus Angst vor Übergriffen wollten viele Flüchtlinge und Migranten nicht an der Veranstaltung teil nehmen. Zu groß sei die Gefahr bei dem nächtlichen Heimweg von Neo-Nazis beleidigt oder attackiert zu werden. Auch, so die erst 17-jährige Claudia, “gibt es viele Personen in Seelow die sich — aufgrund der Dominanz rechter Jugendcliquen vor allem in den Umliegenden Dörfern — nicht trauen ihre Einstellung zu zeigen”. Sie selbst war schon Opfer von Neo-Nazis. Diese beschossen sie in ihrer Heimatstadt Manschnow mit einem Luftgewehr.
Bagatellisierung von Rechtsextremismus?
Ähnlich wie sie traute sich die 27-jährige Studentin Anja trotz der Rechtsextremisten etwas zu unternehmen. Es ist ihr ein persönliches Anliegen gegen Fremdenfeindlichkeit Stellung zu beziehen, vor allem da die Partei „Die Rechte” mit einem Mandat in der Stadtverordnetenversammlung sitzt. An dieser Tatsache stört sich jedoch niemand. Die vom früheren Offensive D Mitglied, Falk Janke im November 2005 gegründete Partei steht für rassistisches Gedankengut: volksnah, sozial und rechts. Derzeit stellt sie eine Koalition mit der CDU unter dem Label “CDU/Die Rechte”. Einen politischen Diskurs zu forcieren indem das Thema ist liegt dem Bürgermeister, Udo Schulz fern. Das SPD-Mitglied wollte das Open Air nicht unterstützen, da er sich weder “auf die eine Seite” noch die andere stellen will. Auch nicht wenn es heißt ein Zeichen gegen rechts zu setzen. Seelow ist damit eine weitere Stadt in Brandenburg, in der die Gefahr von rechts bagatellisiert und einer inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen wird.
Die Veranstalter lassen sich aber nicht entmutigen und wollen weitere Maßnahmen unternehmen, um im Herbst dieses Jahres erneut laut gegen rechts zu werden, dann vielleicht auch mit der Unterstützung des Bürgermeisters.