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Selbstorganisiert, offen, widerständig, utopisch

Der Zettel­wald scheint unendlich zu sein. Ein ganz­er Gang ist vollgestellt
mit Pin­nwän­den, vor denen Men­schen herumwuseln. Manche sind ganz in die
Tafeln ver­tieft, andere scheinen eifrige Diskus­sio­nen zu führen. Zettel
wer­den aufge­hängt und andere abgenom­men. Ich ver­suche, aus den
Über­schriften schlau zu wer­den: “Auf­gaben­grup­pen”,
“Inter­essier­ten­tr­e­f­fen”, “The­men für die Blüte”… Einige sind auch
leichter zu ver­ste­hen, “Ver­lorene Sachen” oder “Mit­fahrgele­gen­heit­en”.
Endlich finde ich das Pro­gramm, aber auch das sieht nicht so aus, wie ich
es mir vorgestellt habe. Lauter Zettel mit tausend verschiedenen
Hand­schriften, und alles durcheinan­der. Da hängt der Vor­trag eines
Gen­tech­nikkri­tik­ers ein­fach neben einem Tre­f­fen zum Sockenstricken,
“Pressear­beit für Anfänger” neben “Wie funk­tion­iert eine Gesellschaft ohne
Strafe?”. Verabre­dun­gen zum Möhren schälen scheinen genau­so wichtig zu
sein wie Fachvorträge…
“Wer ist denn hier der Ver­ant­wortliche?”, frage ich in die Menge. Einige
sehen mich an, als fän­den sie die Frage lustig. “Irgend­je­mand muß mir doch
erk­lären kön­nen, was das hier alles zu bedeuten hat!”
“Na, sag das doch gle­ich”, antwortet ein Rock­träger neben mir. “Erk­lären
kann ich dir den Jukss, so wie fast jede andere auch. Ver­ant­wortlich ist
hier näm­lich jede ? denn die Vor­bere­itungs­gruppe hat sich schon am ersten
Tag aufgelöst. Von jet­zt an wird der Jukss von allen organ­isiert. Jede
macht, was ihr wichtig oder drin­gend erscheint.? Er zeigt auf die
Infowand, die mit ?Auf­gaben? betitelt ist. ?Eine Gruppe küm­mert sich um
diese Infowände hier, andere acht­en darauf, dass immer genug heißes Wasser
in den Abwaschwan­nen ist, wieder andere fahren Sach­spenden abholen oder
einkaufen. Die Klos müssten jeden Tag gere­inigt wer­den, dass sind
sicher­lich eher unan­genehme Auf­gaben, die aber den­noch wichtig sind.
Natür­lich gibt´s auch manch­mal Kon­flik­te. Wenn sie sich nicht direkt lösen
lassen, kann men­sch zu einem Inter­essier­ten­tr­e­f­fen ein­laden, damit alle
mitre­den kön­nen, denen das The­ma wichtig ist.”
Das hört sich ja alles ganz toll an — aber das soll funk­tion­ieren? “Und
wie entschei­det ihr, welche Work­shops stat­tfind­en und welche nicht?”
“Gar nicht. Alle kön­nen etwas anbi­eten. Du mußt auch keine Spezialistin
dafür sein. Oft ´zetteln´ auch Men­schen ein Tre­f­fen zu einem The­ma an,
über das sie nur mal Erfahrun­gen aus­tauschen oder andere Stand­punk­te hören
möcht­en. Naja, und wenn die Junge Union oder irgendwelche Sek­ten Workshops
machen woll­ten, wür­den sie wahrschein­lich in span­nende Diskussionen
ver­wick­elt oder gestört.”
Während­dessen sind wir in der Turn­halle ange­langt. Über­all Iso­mat­ten und
Schlaf­säcke, Leute, die lesen, andere jonglieren, machen Musik oder
schlafen. “Für Leute, die mehr Ruhe brauchen, gibt es auch
Extraschlafräume. Heute abend gibts hier näm­lich ein The­ater­stück und ein
Konz­ert. Und danach eine Offene Bühne, auf der ich meine Liebesgedichte
rap­pen werde. Bis später!” Sagte er zwinkernd und verschwand. 

Was ist der JUKSS?
Auf dem Jugen­dUmweltKongress (JUKss) tre­f­fen sich jedes Jahr bis zu 500
junge und ältere Men­schen. Vom 23.12.06 bis 6.1.07 find­et er zum 14.Mal
statt, dies­mal an der Herder-Gesamtschule in Königs Wusterhausen
(Erich-Wein­ert-Str. 9). Einige der The­men in diesem Jahr sind:
Glob­al­isierung, Umweltschutz von unten, Direct Action, Tier­rechte und
Kri­tik an Geschlechterrollen.
Neugierige, kün­st­lerische, kri­tis­che, poli­tis­che, philosoFis­che Freaks,
Punks, Hip­pies, Ökos und Nor­ma­los kom­men zum 14. JUKSS zum Informieren,
Disku­tieren, Pläne schmieden, Ideen spin­nen, Aktio­nen rock­en, akrobatisch
sein und Jonglieren, strick­en und Spaß haben… 

Zusam­men ver­suchen wir ein Exper­i­ment gle­ich­berechtigten, selbstbestimmten
Zusam­men­lebens. Wir schaf­fen einen weit­en Rah­men des Möglichen: das
Pro­gramm wird von dir um die The­men erweit­ert, die du wichtig find­est. Du
kannst auch Vorträge und Filme zeigen, Ausstel­lun­gen und Materialien
mit­brin­gen, Work­shops und Diskus­sio­nen anzetteln… Beim Kochen werden
kreative kuli­nar­ische bio-Genüsse geza­ubert und beim gemein­samen Putzen
philosophiert… 

Teilnehmen?
Beitrag nach Selb­stein­schätzung, Vorschlag sind 7–9 Euro pro Tag.

MITBRINGEN?
Schlaf­sack, Iso­mat­te, Taschen­lampe, Instru­mente, Lieder­büch­er, Material
für die Info- und Bücher­tis­che, für Aktio­nen und Work­shops; Ausstellungen;
Wei­h­nacht­skuchen­reste und Omas Marme­lade fürs Offene Buffet
-> Was-wir-noch-brauchen-Liste auf www.jukss.de

Tiere bitte daheim lassen.
Einige Men­schen wün­schen sich einen alko­hol­freien Jukss. 

Mehr Infos und Anmeldung:
www.jukss.de, info[ätt]jukss.de, Post: JUKSS c/o Jugendumweltbüro
Karl-Schmidt-Straße 4, 39104 Magde­burg, Tel: 0391–5570753

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