Vermutlich in der Nacht vom Samstag, dem 10.01., zum Sonntag, dem 11.01., wurden in mindestens drei Orten der Prignitz zahlreiche gelbe Plakate einer politischen Gruppe verklebt, wie der Polizeireport im Lokalteil des „Prignitzer“ vom 13. Januar 2009 berichtet. „Der Inhalt der Plakate richtet sich gegen die Politik der Bundesrepublik und klagt die gegenwärtige wirtschaftliche Lage in Deutschland an.“ ist in jenem Polizeireport zu lesen.
Doch werden auf dem Plakat die „unfähigen und verlogenen BRD Politiker“ angefeindet, was eine feiner Unterschied und eine regelmäßige Argumentationsstrang von Neonazis ist. Die „Direkte Aktion Prignitz“, UrheberInnen des Plakats wie mensch durch fette Sütterlin-Schrift am unteren Ende des Plakats erfährt, hält sich in ihrem Pamphlet mit Rassismus oder Antisemitismus zurück. Es wird eher durch leicht völkische Rhetorik eine deutsche Opfergemeinschaft (Überschrift: „Belogen-Bertrogen-Beraubt“) dargestellt, die von „Chaoten“ und „Perversen“ gegängelt und von der nicht „endenden“ Wirtschaftskrise gebeutelt wird.
Natürlich werden auch ein paar Allgemeinplätze als Lösungen präsentiert,
wie einer „Wirtschaft die dem Volk dient“, einer „gerechten sozialen Ordnung“ oder der ökonomisch sehr wichtigen „Erhaltung der Sprache“.
Insofern sind die Plakate scheinbar darauf ausgerichtet, konsensfähige
Inhalte zu präsentieren, die weit verbreitete Ängste in Zeiten einer Wirtschaftskrise auf nationalistische Weise ansprechen sollen.
Interessant ist ebenso die Frage, ob diese Gruppe etwas mit der Schändung von 15 Gräbern auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof in Wittenberge an Neujahr zu tun hat. Das Ziel und die Anzahl der umgestoßenen Gräber von RotarmistInnen lassen diese Tat als eine politische bzw. rechtsextreme erscheinen.
Erst heute Nacht (15.01.09) geschah wieder einer rassistischer Angriff, dessen Opfer die BetreiberInnen eines Dönerimbiss in der Perleberger Lindenstraße wurden. Mehrere Pflastersteine schlugen Löcher in drei Fensterscheiben des Ladens. Auch an eine dieser Scheiben war am letzten Sonntag ein Plakat der „Direkten Aktion Prignitz“ geklebt worden.
Da sich zu dieser Zeit niemand im Laden befand, wurde auch glücklicherweise niemand verletzt.
Auch wenn die TäterInnen dieser drei Geschehnisse nicht dieselben waren, gibt es offensichtlich in der Prignitz seit dem Sommer letzten Jahres wieder eine selbstbewusstere neonazistische Szene.
Trotzdem bleibt seitdem eine adäquate Antwort der „Zivilgesellschaft“ bis auf einen „demokratischen Wahlaufruf“ anlässlich der Kommunalwahlen im letzten September aus. Ebensowenig Aufmerksamkeit wird wahrscheinlich den geschädigten ImbissbetreiberInnen geschenkt werden, denn einerseits lassen sich mit jenen keine Wählerstimmen sichern und anderseits „sind sie ja auch nur Ausländer“. Nazis haben Rassismen eben nicht gepachtet…