Die Initiative Cottbus Nazifrei! hat sich erneut dem Aufmarsch der Neonazis widersetzt. Insgesamt fanden sieben Sitzblockaden mit mindestens 500 Teilnehmenden statt. Damit wurde ein deutliches Zeichen gesetzt. Wegen einer großen Sitzblockade in der Hallenser Straße mit ca. 400 Protestierenden wurde die Demonstration der Neonazis umgeleitet.
Die Initiatoren bewerten den Aktionstag positiv: „Wir haben uns den Neonazis erneut erfolgreich widersetzt. Durch couragiertes Handeln haben wir klargestellt, dass wir den öffentlichen Raum nicht den Neonazis und ihrer Geschichtsverdrehung überlassen.“, so Sascha Kahle von Cottbus Nazifrei!. „Am gestrigen Tag war deutlich spürbar, dass sich immer mehr Menschen in Cottbus trauen, ihr Gesicht gegen Nazis zu zeigen.“ Dies ist auch an den insgesamt 7 Sitzblockaden mit mehr als 500 Teilnehmenden abzulesen. Bei den Neonazis war die Zahl der Teilnehmenden hingegen rückläufig (180) und nur noch ein Bruchteil nahm bis zum Ende an der Demonstration teil.
Gegen 20.00 Uhr kam es zu einem völlig unangemessener Einsatz von Pfefferspray in der Hallenser Straße. Dort hatten sich knapp 400 Menschen zu einer friedlichen Sitzblockade versammelt. Die Demonstration der Neonazis wurde daraufhin umgeleitet — hierfür wurde eine angemeldete Kundgebung der Studierenden einfach beiseite geräumt. Scheinbar hatten die Neonazis gedroht, ihre Versammlung aufzulösen und 180 Neonazis durch die Stadt marodieren zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt war die Neonazidemo nach Einschätzung von Cottbus Nazifrei! mit den vorhandenen Einsatzkräften nicht mehr durchsetzbar. “Die Polizei ist vor den Neonazis eingeknickt — nicht vor dem Versammlungsrecht, sondern vor der unterschwelligen Gewaltdrohung.” so Kahle.
Nachdem die Polizei Pfefferspray eingesetzt hatte kam es auch zu einem weiteren Zwischenfall — ca. 20 Neonazis wollten friedlich Protestierende attackieren und offenbarten damit ihre gewalttätige Ideologie.
Dem Bündnis sind keinerlei schwere Verletzungen bekannt, es kam zu ca. 50 Personalienfeststellungen sowie zu zwei Anzeigen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.
Durch die Aktionsformen des Bündnis Cottbus Nazifrei! wurde der zivilgesellschaftliche Protest in Cottbus ein weiteres mal bereichert. „Was in anderen Städten selbstverständlich ist, findet allmählich auch in Cottbus Akzeptanz“, so Kahle weiter. „Protestformen aus dem Bereich des zivilen Ungehorsam sind nach wie vor legitim und dürfen nicht pauschal kriminalisiert werden!“ Von unseren Protesten geht keine Gewalt aus.
Deutlich ist auch das Signal gegen Versuche der Neonazis, die Geschichte umzudeuten. Noch am 15. Februar 1945 wurden Pläne eingereicht, um im Konzentrationslager Mauthausen Vergasungs- und Verbrennungsinstallationen aufzubauen, die teilweise aus Auschwitz stammten. Am selben Tag wurden darüber hinaus 285 Juden aus mehreren deutschen Städten allein nach Theresienstadt deportiert, darunter 56 Menschen aus Dresden. „Die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie hat bis zuletzt am industriellen Massenmord gearbeitet. Den Neonazis geht es nicht um ein Gedenken, welches den historischen Tatsachen angemessen ist. Sie instrumentalisieren das Leid der Opfer um sich selbst zu inszenieren.“, so Kahle weiter.
An den historischen Kontext wurde auch in einer Mahnwache am Bahnhof gedacht. Dort wurde an die mehr als 180 von Neonazis seit 1990 Getöteten erinnert. Auf einer Kundgebung sprach auch der israelische Student Isaac, der das Engagement gegen Neonazis würdigte.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, die ein deutliches Signal gegen die Neonazis gesetzt haben: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“