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Siegerehrung mit allzu deutschem Sang

(Thorsten Met­zn­er, Tagesspiegel) Nuns­dorf — Als ob aus Bran­den­burg nicht schon genug Neg­a­tiv-Schlagzeilen über Recht­sradikalis­mus, Neon­azi-Aufmärsche und Aus­län­der­feindlichkeit kämen: Bei den „Deutschen Meis­ter­schaften der Vier­spän­ner“, die am Woch­enende im märkischen Nuns­dorf im südlichen Umland Berlins aus­ge­tra­gen wur­den, kam es jet­zt auch noch zu ein­er pein­lichen Panne: Zur offiziellen Siegerehrung wurde statt der Nation­al­hymne die erste Stro­phe des Deutsch­land­liedes abge­spielt. „Von der Maas bis an die Memel … Deutsch­land, Deutsch­land über alles“ – so klang es deut­lich vernehm­bar aus den Laut­sprech­ern der Arena. 

„Das war totaler Irrsinn“, sagt dazu Turnier­leit­er Rudolf Tem­po­ri­ni, der den Vor­gang gestern bestätigte. „Es ist eine außeror­dentlich bedauer­liche und pein­liche Panne“. Gerüchte, dass die Deutsch­land-ver­her­rlichen­den Text-Pas­sagen auf der Tribüne und vom Pub­likum auch teil­weise mit­ge­sun­gen wur­den, wies er vehe­ment zurück. „Das kann ich auss­chließen“, so Tem­po­ri­ni. Im Gegen­teil, es habe „Pfiffe und Buhrufe“ gegeben, ehe das Abspie­len der Hymne auf­grund ein­er Inter­ven­tion des wüten­den SPD-Bun­destagsab­ge­ord­neten Peter Danck­ert – er ist auch Präsi­dent des Bran­den­burg­er Reit­er­ver­ban­des – gestoppt wurde. Was dann nach Augen­zeu­gen­bericht­en während der zweit­en Stro­phe, die unter anderem „deutsche Frauen, deutsche Treue, deutschen Sang“ preist, gelang. 

Nach Schilderung Danck­erts herrschte auf der Tribüne – anwe­send war die deutsche Reit­sportelite mit dem Bun­de­strain­er und dem olymp­is­chen Fachkomi­tee – blankes Entset­zen. „Es ist der schlimm­ste Eklat, den man sich bei ein­er so hochkaräti­gen Ver­anstal­tung nur vorstellen kann“, sagte Danck­ert. Denn als Reak­tion auf den nationalen Wahn der Nazis gilt in der Bun­desre­pub­lik nur die dritte Stro­phe des „Liedes der Deutschen“ von Hoff­mann von Fall­er­leben als Hymne: „Einigkeit und Recht und Freiheit …“. 

Allerd­ings ist trotz hek­tis­ch­er Über­prü­fun­gen immer noch nicht gek­lärt, wie es zu dem Eklat kom­men kon­nte. „Es ist ein Rät­sel“, so Tem­po­ri­ni. „Da hat offen­bar jemand auf den falschen Knopf gedrückt.“ Nur, dass das Lied auf legalen CDs gar nicht erhältlich ist. Nach Angaben Tem­po­ri­nis und Danck­erts solle ein­er der Helfer vor Ort aus Unwis­senheit „drei Ver­sio­nen der Nation­al­hymne“ aus dem Inter­net herun­terge­laden haben. Bei der Ver­anstal­tung sei dann verse­hentlich die Ver­sion mit der ersten Stro­phe gespielt wor­den. Ob der Vor­gang ein Nach­spiel hat, ist offen.

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