So haben wir überlebt
(MAZ, 10.9.) KÖNIGS WUSTERHAUSEN Zeitzeugenberichte von jüdischen Gefangenen des
KZ-Außenlagers Königs Wusterhausen sind erstmals in einem Buch
veröffentlicht worden. Es heißt “Kerzenlicht hinter Stacheldraht” und wird
vom Verein “Kulturlandschaft” herausgegeben.
“Anfangs sollte eine Dokumentation über das Außenlager entstehen. Nachdem
wir jedoch 300 Seiten Überlebensberichte aus der Gedenkstätte Yad Vashem in
Israel erhielten, entschieden wir uns für dieses Buch”, sagte
Vereinsvorsitzende Irmtraud Carl bei einer Buchvorstellung am Donnerstag.
Die Berichte wurden zumeist direkt nach der Heimkehr der Gefangenen
aufgezeichnet. Studenten der Potsdamer Universität übersetzten sie nun aus
dem Hebräischen, Jiddischen, Ungarischen und Polnischen. “Dabei kann man
keine echte Wahrheit über die Ereignisse hier in Königs Wusterhausen finden.
Es sind individuelle Erlebnisdarstellungen, die den Leser zum Nachdenken
anregen sollen.” so Carl.
Das Lager existierte von Oktober 1944 bis April 1945. Vor allem jüdische
Gefangene aus dem polnischen Getto Lodz kamen nach Königs Wusterhausen.
Zuerst Männer über das KZ Sachsenhausen. Später Frauen und Kinder über das
KZ Ravensbrück, unter ihnen ungarische Jüdinnen. Viele Menschen starben auf
diesem Transport oder waren sehr krank. In den ersten Tagen starben sieben
Frauen und ein Kind im Außenlager.
Das Buch ist kostenlos in Buchhandlungen der Region erhältlich. Unterstützt
wird das Projekt von der Stadt Königs Wusterhausen. Bürgermeister Stefan
Ludwig würdigte die Arbeit der fünf Mitarbeiter: “Mit Hilfe des Vereins
haben wir erneut ein Stück Weg in die richtige Richtung geschafft.”
Eine öffentliche Buchpremiere findet morgen im Saal der Stadtverwaltung
statt. Beginn ist um 12.30 Uhr. Außerdem wird von Schülern des
Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums ein virtueller Gang durch die Anlagen des
KZ-Außenlagers dargestellt. Die 3‑D-Animation wurde im Rahmen eines
Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten erarbeitet. Vor der Buchpremiere
findet eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal in der Puschkinstraße für
NS-Opfer statt.