250 Menschen demonstrierten heute in Eisenhüttenstadt gegen die unhaltbaren Zustände in der Zentralen Erstaufnahmestelle (ZAST). Ein Grund für den Protest war der Suizid eines aus dem Tschad Geflüchteten, dem eine Abschiebung nach der Dublin-II Verordnung drohte. Vor Beginn der eigentlichen Demonstration verschafften sich die Protestierenden Zugang zu dem Gelände der ZAST, solidarisierten sich mit den Bewohner_innen und inhaftierten Flüchtlingen. Einige versuchten sogar, die Zäune zum Abschiebegefängnis zu überwinden. Nach den Geschehnissen zog eine lautstarke Demonstration durch das Zentrum der Stadt und endete wieder an der ZAST. Bereits am Samstag demonstrierten 150 Menschen in Göttingen.
Gegen 16 Uhr liefen nahzu alle angereisten Menschen auf das sonst streng bewachte Gelände und hielten eine Schweigeminute für den am vergangenen Dienstag gestorbenen Djamaa Isu im Innenhof der ZAST. Es wurden Kerzen entzündet und Blumen niedergelegt. Freund_innen und Bewohner_innen drückten ihren Unmut über die derzeitigen Lebensbedingungen in der ZAST aus und machten diese mitverantwortlich für die Selbsttötung. Danach gingen Bewohner_innen und Angereiste zu dem Abschiebegefängnis, welches sich in direkter Nähe zu dem Gelände der ZAST befindet. Neben lautstarken Solidaritätsbekundungen, versuchten Einige die Zäune zum Gelände des Abschiebegefängnisses zu überwinden, was für Jubelszenen unter den gefangenen Flüchtlingen sorgte.
Angeführt von zahlreichen Bewohner_innen der ZAST zog danach eine Demonstration zum Eisenhüttenstädter Rathaus. Lautstark und somit unüberhörbar verlief die Demonstration durch die Innenstadt und auf anderer Strecke wieder zurück zur Zentralen Aufnahmestelle. Passant_innen erhielten Flyer, die über den Suizid und die menschenunwürdigen Zustände in der Einrichtung informierten. Einige Jugendliche schloßen sich daraufhin der Demonstration an, andere Passant_innen äußerten sich aber auch abfällig über den Protest. Mindestens einmal provozierten Neonazis am Rand der Demonstration. Es wurde zudem einmal der Hitlergruß gezeigt. Auf der Rückreise Richtung Berlin provozierten Polizeibeamte mehrmals. Im Bahnhof Alexanderplatz wurden Teilnehmer_innen ohne ersichtlichen Grund geschlagen und in eine U‑Bahn Station getrieben.
Der Suizid von Djamaa Isu erregte überregionales Medieninteresse in der sonst eher beschaulichen Kleinstadt an der Oder. Auch die unhaltbaren Zustände in der ZAST wurden wieder verstärkt thematisiert. Der Flüchtlingsrat Brandenburg forderte zudem eine Untersuchung der Umstände, die zum Suizid führten. Der Leiter von ZAST und Abschiebegefängnis, Herr Wendorf, bezeichnete in einem RBB-Beitrag die Demonstration als „makaber“ und zeigte kein Verständnis für den Protest. Doch nicht nur die Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt steht nun unter Druck, auch das Innenminsterium und die rot-rote Landesregierung können nicht weiter tatenlos zusehen, wenn die regressive Asylpolitik Brandenburgs Menschen in den Tod treibt.