Nachdem Unbekannte am 27. August ein Bild aus der Ausstellung „Stumme Zeugen“, die noch bis zum 2. Oktober im Runge-Gymnasium zu besichtigen ist, entwendeten, wurde nur einen Tag später das Geld aus dem Spendenbaum
gestohlen.
In beiden Fällen wurde Anzeige erstattet.
Könnte mensch den Diebstahl des Geldes noch als einfachen Entwendung werten,
so handelt es sich unserer Meinung nach bei dem des Plakates, auf dem ein
von einer Faust zertrümmerten Hakenkreuz zu sehen ist, um einen politisch
motivierten Diebstahl.
Die Ausstellung, und damit unsere Arbeit von einem Jahr sollten beschädigt
werden.
Es ist eine Schande für eine Stadt, besonders einer mit der Geschichte von
Oranienburg, dass Ausstellungen, die sich mit der NS-Zeit und somit auch mit
der Geschichte Oranienburgs (im damaligen Konzentrationslager Sachsenhausen
wurden Zehntausende auf den Todesmarsch Richtung Ostsee geschickt) befassen
auf eine derartige Art und Weise „besichtigt“ werden.
Pressemitteilung zur Ausstellungseröffnung
Im April 1945 setzte die SS Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen
in Oranienburg bei Berlin in Marsch Richtung Ostsee. Dieser Todesmarsch
stand im Zusammenhang mit der Auflösung des Lagers vor dem Hintergrund des
bevorstehenden Ende des Krieges und dem Zusammenbruch der
nationalsozialistischen Herrschaft. Zahlreiche Häftlinge starben dabei an
Erschöpfung und Unterernährung. Im Wald von Below in der Nähe von Wittstock
wurden die verschiedenen Kolonnen des Todesmarsches zusammengezogen. Während
die SS-Lagerführung sich in nahegelegenen Bauernhöfen einquartiert hatte,
mussten die ca. 18.000 Häftlinge im Waldlager in selbsterrichteten
Unterständen und Erdlöchern Schutz vor der Witterung suchen. Ihren Hunger
stillten sie notdürftig mit Gräsern, Wurzeln und Baumrinde. Noch heute
lassen sich an den Bäumen Spuren in Form von fehlender Rinde erkennen. Nach
dem Krieg wurde im Belower Wald eine Gedenkstätte mit einem kleinen Museum
über den Todesmarsch errichtet.
57 Jahre nach dem Todesmarsch, im September 2002, wurde auf die Gedenkstätte
ein rechtsextremistischer Brandanschlag verübt. Dabei wurde ein Großteil der
Inneneinrichtung und der Ausstellung zerstört.
Diesen Anschlag haben die Arbeitsgemeinschaften „Gewalt?“ der Gutenberg
Oberschule in Berlin-Hohenschönhausen und „gegen rechts“ des F.F.
Runge-Gymnasiums in Oranienburg zum Anlass genommen, eine andere Ausstellung
mit dem Namen „Stumme Zeugen“ zu konzipieren. Die Ausstellung thematisiert
den Todesmarsch und den Anschlag und wendet sich vorwiegend an junge Leute.
Diese sollen angeregt werden, sich mit der Geschichte des
Nationalsozialismus und dem Rechtsextremismus heute auseinander zusetzten.
Die Ausstellung besteht aus zwei Teilen. Im Hauptteil der Ausstellung werden
Texte und Bilder über den Belower Wald 1945 und den Brandanschlag vom
September 2002 gezeigt. In einem weiteren Teil wird die Auseinandersetzung
der Jugendlichen (14 bis 20 Jahre) mit den Ereignissen der NS-Zeit in Form
von Postern und Texten präsentiert sowie das Selbstverständnis und die
Arbeit der beiden AGs vorgestellt.
Die Ausstellung wird am 26. August um 12 Uhr im Foyer des F.F.-Runge-Gymnasiums in Oranienburg von Vertretern der beiden
Arbeitsgemeinschaften sowie dem Direktor eröffnet. Sie kann dort,
voraussichtlich bis 2. Oktober, kostenlos besichtigt werden.
Das Runge-Gymnasium ist die zweite Station der als Wanderausstellung
konzipierten Ausstellung. Zwischen April und August wurde sie im
Todesmarschmuseum im Belower Wald gezeigt. Als weitere Stationen sind
geplant: Gutenberg-Oberschule in Berlin-Hohenschönhausen, die
Anna-Sehgers-Bibliothek in Berlin-Hohenschönhausen sowie die Gedenkstätte
Sachsenhausen.
Ein kleine festinstallierte Version der Ausstellung gibt es in der
DGB-Jugendbildungsstätte in Flecken-Zechlin, die die Entstehung der
Ausstellung pädagogisch begleitet hat. Außerdem ist es vorgesehen, eine
weitere kleinere Version der Ausstellung auf dem „Fest der Hoffnung“ vom
„Forum gegen Rassismus und rechte Gewalt“ und dem FiBB (Verein zur Förderung
interkulturelle Bildung und Begegnung“) am 30. August auf dem Gelände der
Villa Eicke in Oranienburg, sowie auf dem „Internationalem Tag der
Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ am 14. September 2003 in Berlin zu
zeigen.
Kontakt: aggegenrechts@hotmail.com