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Spur von Hitlers U‑Boot-Offizier getilgt

(Andreas Fritsche) »Es ist aus der Welt«, sagte gestern Links­frak­tion­schef Klaus-Peter Schmidt. Am Vor­abend hat­te die Stadtverord­neten­ver­samm­lung von Seelow dafür gesorgt, dass nicht mehr an Gün­ther Seibicke – einen Offizier der faschis­tis­chen Kriegs­ma­rine – erin­nert wird. Das Par­la­ment beschloss mehrheitlich, den Seibick­eweg in Feld­weg umzube­nen­nen. Es gab laut Schmidt vier Gegen­stim­men und eine Enthaltung.
Zur Vorgeschichte: Nach der Einge­mein­dung von Wer­big gab es in Seelow zwei Feld­straßen. Eine sollte ver­schwinden und man entsch­ied sich für die in Wer­big, weil dort weniger Leute wohnen. Wer­bigs Ort­steil­bürg­er­meis­ter André Höhne (CDU) reichte den Vorschlag »Seibick­eweg« ein, wies die Stadtverord­neten allerd­ings nicht darauf hin, wer Gün­ther Seibicke war – ein Kapitän­leut­nant, mit dem Rit­terkreuz deko­ri­ert und noch posthum zum Korvet­tenkapitän befördert. Als Kom­man­dant des U‑Boots 436 versenk­te Seibicke sieben Schiffe, darunter ein Kriegss­chiff, bevor U‑436 im Mai 1943 mit Mann und Maus unterg­ing. Aufgewach­sen ist Gün­ther Seibicke auf einem Bauern­hof bei Werbig.
Ein Seibick­eweg aus­gerech­net in Seelow! Hier erin­nert ja die Gedenkstätte Seelow­er Höhen an eine his­torische Schlacht. Dort gelang der sow­jetis­chen Armee der Durch­bruch zur Befreiung Berlins vom Hitlerfaschismus.
Selb­stkri­tisch müsse man sagen, »wir haben nicht richtig recher­chiert«, meint Schmidt im Rück­blick. Wegen des Seibick­ewegs geri­eten Seelow und der Ort­steil Wer­big in die Schlagzeilen. Die SPD/FDP-Frak­tion und die Links­frak­tion beantragten dann gemein­sam die erneute Umbe­nen­nung. In der Beschlussvor­lage hieß es, das Votum zur Umbe­nen­nung sei am 5. Dezem­ber 2006 auf Vorschlag des Orts­beirates von Wer­big gefällt wor­den. »Eine Straße, die zu ein­er lange nicht mehr existieren­den Wirtschaft führt, heißt Seibick­eweg. Bis zum 17. April 2007 waren die Abge­ord­neten in Unken­nt­nis der Gegeben­heit­en und Sachver­halte zu diesem Namen. Wir schla­gen eine Kor­rek­tur dieser Entschei­dung vor.« Der Weg solle ab sofort Feld­weg heißen. »Eventuelle Umschrei­bungskosten wer­den den zwei Fam­i­lien erstattet.«
Die Par­la­mentssitzung in der Remise von Wer­big ging nicht geräusch­los über die Bühne. Schmidt zufolge sagte der rechte Stadtverord­nete Falk Janke, der sich der CDU-Frak­tion angeschlossen hat, im Zusam­men­hang mit dem skan­dalösen Straßen­na­men, Gün­ther Seibick­es Vater sei 1945 von sow­jetis­chen Sol­dat­en erschossen wor­den, als er eine Verge­wal­ti­gung zu ver­hin­dern suchte.

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