EBERSWALDE. Seit Jahren kämpft die Stadt, die wegen des ersten Neonazi-Mords an einem Ausländer nach der Wende in Ostdeutschland berühmt wurde, gegen sein Negativ-Image. In Eberswalde hatten am 25. November 1990 etwa 50 Neonazis so brutal auf den Angolaner Antonio Amadeu eingeschlagen, dass der 28-Jährige elf Tage später starb. “Seitdem haben sich Dutzende Vereine und Initiativen gebildet, um gegen Ausländerfeindlichkeit zu kämpfen”, sagte der Leiter der Eberswalder Koordinierungsstelle für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit, Mohamed Hamdali. Um diese Initiativen zu würdigen, hat die von der Stadt finanzierte Koordinierungsstelle jetzt eine 32-seitige Broschüre mit dem Titel “Gesicht(er) zeigen in Eberswalde” herausgegeben. Sie soll anderen Menschen im Land zudem Mut machen, sich ebenso zu engagieren und den Kommunen zeigen, dass es sich lohnt, solche Initiativen zu unterstützen. “Wir stellen beispielhafte Projekte vor, bei denen sich Schüler oder Vereine gegen Neonazis und Fremdenfeindlichkeit engagieren”, sagte Hamdali.
“Sie alle haben dazu beigetragen, dass Eberswalde seinen zum Teil ungerechtfertigten Ruf als Stadt mit rechtsradikalen Einflüssen wesentlich verbessern konnte”, sagte Bürgermeister Reinhard Schulz (CDU). Gleichzeitig dürften die bisherigen Erfolge nicht zur Leichtfertigkeit verleiten und die noch immer vorhandenen Probleme mit Rechtsradikalen ignoriert werden.
Wichtig ist für Hamdali, dass die Vereine nicht nur nach ausländerfeindlichen Übergriffen reagieren, sondern präventiv und aufklärerisch in den Schulen aktiv sind, um sich rechtsextremistischen Gedanken entgegenzustellen. “Es ist relativ einmalig im Land, dass sich bei uns viele Polizisten einbringen”, sagte Hamdali. “Aber nicht in ihrer Funktion als Strafverfolger, sondern als engagierte Bürger in den Vereinen.” Ebenso selten sei, dass sich eine Stadt eine hauptamtliche Koordinierungsstelle für die Arbeit der antirassistische Gruppen leiste.
In der Broschüre kommt unter anderem die ehemalige Eberswalder Polizeipräsidentin und jetzige Extremismusbeauftragte des Landes Uta Leichsenring zu Wort, aber vor allem die Vertreter der Vereine. “Hinter jeder Initiative stehen Menschen, deren Arbeit mit dem Buch ein Gesicht gegeben werden soll”, sagte Hamdali. (bla.)
Bezug über: Koordinierungsstelle für Toleranz, Stadtverwaltung, Dr.-Zinn-Weg 18, 16225 Eberswalde.
Informationen im Internet unter:
www.tolerantes_eberswalde.de
Kategorien