Fotos von gewalttätigen und ‑verdächtigen Polizisten vom 1. Mai dieses Jahres in Kreuzberg zeigt ein Plakat, das gestern von der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB) vorgestellt wurde. Bürger werden aufgefordert, Angaben zur Identität der Beamten zu machen. Die Ergebnisse sollen dann der Staatsanwaltschaft zur Prüfung vorgelegt werden. Und denjenigen, deren Hinweise zur rechtskräftigen Verurteilung uniformierter Täter führen, sollen Belohnungen von jeweils 1000 Euro gezahlt werden, wie AAB-Sprecher Michael Kronewetter vor der Presse sagte. Zu jedem Bild gebe es Zeugen, die über den Hergang der Übergriffe berichten könnten. Auch die Opfer seien bekannt. Eine weitere Auflage der Plakate sei geplant. Als Adressat für Hinweise zu den AAB-Steckbriefen werden auf dem Plakat die Antifaschistische Aktion unter Tel. 030/ 27560756 sowie die PDS-Fraktion des Abgeordnetenhauses (Stefan Liebich) angegeben. Die Hemmschwelle der PDS in dieser Sache sei ziemlich niedrig, so Kronewetter. Weder Liebich noch Fraktion wussten allerdings von der Aktion und von der Einvernahme. PDS-MdA Steffen Zillich bezeichnete das Plakat als »offensichtlich satirische Reaktion auf das Fahndungsplakat der Berliner Polizei«. Die verbreitet nämlich seit dem September-Ende ebenfalls ähnliche Steckbriefe, mit denen nach 53 Steinewerfern und Bierbüchsen-Dieben vom diesjährigen ersten Maitag gesucht wird. Im vorigen Jahr waren auf solche Weise 34 Demonstranten gefasst und acht von ihnen verurteilt worden. Kronewetter selbst nennt die AAB-Kampagne eine »eigentlich widerliche Aktion«, die unter »Verbündeten« kaum auf eine gute Resonanz stoßen dürfte, aber durchaus »hilfreich sein« könnte. Denn es gehe darum, unter Bürgern und Polizisten Nachdenklichkeit zu provozieren. Dass Übergriffe der Polizei aufgeklärt werden müssten, hält Zillich für selbstverständlich. Auch wenn bislang betreffende Beamte wegen Helm und Montur nicht identifiziert und damit nicht verurteilt werden konnten, dürfe nicht die gesamte Polizei für Übergriffe Einzelner verantwortlich gemacht werden. Weshalb mit der SPD die Kennzeichnungspflicht vereinbart worden sei. Konkrete Schritte zur Umsetzung werde »es noch in diesem Jahr geben«, so Zillich. Inzwischen hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet. Es liege »ein Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz« vor, hieß es. Laut Polizeipräsident Dieter Glietsch gebe es »keinerlei Anhaltspunkte dafür«, dass die abgebildeten Beamten Straftaten begangen hätten.
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