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Antifaschismus

Stellungnahme

Am let­zten Woch­enende stand mit dem ULTRA­SH-Fes­ti­val ein für einen großen Teil der aktiv­en Fan­szene lange her­beige­sehn­ter Pflicht­ter­min ins Haus. Im Vor­feld des Fes­ti­vals und als Abschluss der Aktionswoche – „8 Tage im Mai“ – gab es zudem am Fre­itagabend das stim­mungsvolle Test­spiel ein­er Tra­di­tion­s­man­nschaft von Babels­berg 03 gegen den selb­stor­gan­isierten englis­chen Vere­in FC Unit­ed of Man­ches­ter zu bewundern.

Wie in jedem Jahr durften wir zum ULTRA­SH-Fes­ti­val auch dies­mal die unter­schiedlich­sten Besucher_innen und Gäste begrüßen. Darunter waren in diesem Jahr auch erst­mals Mit­glieder der Hori­dos 1000 aus Fürth. Wir freuten uns sehr über das Erscheinen der Fürther_innen, da es uns die Möglichkeit bot, die Ver­net­zung unter antifaschis­tis­chen Fuss­ball­fans weit­er voranzutreiben und gemein­sam ein Woch­enende in entspan­nter Atmo­sphäre zu ver­brin­gen.
Lei­der sahen und sehen das nicht alle Men­schen in Babels­berg so!

Nach­fol­gend eine kurze Reka­pit­u­la­tion und Bew­er­tung der Ereignisse vom let­zten Freitag:

Nach der her­zlichen Begrüßung der Fürther_innen vor dem Sta­dion platzierten sich sel­bige ein wenig abseits auf der Haupt­tribüne, um dort in Ruhe das Spiel zu genießen, bevor gemein­sam mit aktiv­en Fans aus Babels­berg der Weg zum Fes­ti­val­gelände im Frei­Land gegan­gen wer­den sollte.
Bere­its kurze Zeit nach­dem die Fürther Freund_innen die Plätze auf der Tribüne ein­genom­men hat­ten, kam eine kleine Gruppe der hooli­gan­is­tisch ver­an­lagten Gruppe „Sportlich Ele­gant“ (SE) auf die Fürther_innen zu und sprach diese an, wo sie herkä­men. Die Fürther_innen, sich bei Freund_innen im sicheren Babels­berg wäh­nend, antworteten wahrheits­gemäß.
Da hin­länglich bekan­nt ist, dass SE Kon­tak­te nach Nürn­berg pflegt und darüber hin­aus nicht für ihren paz­i­fistis­chen Charak­ter bekan­nt ist, sprachen wiederum Fans des SV Babels­berg 03 die Gruppe Fürther_innen auf eine eventuell zu erwartende Eskala­tion an und es wurde gemein­sam entsch­ieden, dass die Fürther Freund_innen zu ihrer Sicher­heit nach Abp­fiff zu ihren Autos begleit­et wer­den soll­ten. Das mag über­trieben erscheinen, die Befürch­tun­gen hin­sichtlich eines Teils der Babels­berg­er Fan­szene soll­ten sich jedoch kurze Zeit später als bit­tere Real­ität erweisen.

(Es sei an dieser Stelle eingeschoben, dass min­destens eine Per­son der Ultras Nürn­berg an diesem Tag mit SE im Sta­dion gewe­sen ist. Auf­grund der lokalen Nähe und teils unter­schiedlichen Aus­rich­tun­gen beste­hen zudem mas­sive Prob­leme zwis­chen der Fürther und Nürn­berg­er Fanszene.)

Direkt nach Spie­lende sam­melte sich eine Gruppe von ca. 20 antifaschis­tis­chen Fans, unter ihnen auch Men­schen der Gruppe Aachen Ultras (ACU), welche wir eben­falls unsere Gäste nen­nen durften, um gemein­sam das Sta­dion zu ver­lassen. Unmit­tel­bar nach Ver­lassen des Sta­dions kam es zu einem Becher­wurf eines mut­maßlichen Nürn­bergfans auf diese Gruppe. Um den Nürn­berg­er herum standen min­destens 3 Men­schen der Gruppe SE. Die Gruppe von Antifaschist_innen ließ sich davon nicht provozieren, entsch­ied sich allerd­ings, dass es bess­er wäre, die Autos später zu holen und direkt zum Fes­ti­val­gelände zu laufen. Auf dem Weg die Karl-Liebknecht-Straße in Rich­tung Kreuzung Rudolf-Bre­itscheid-Straße hinab laufend, wurde die Gruppe Antifaschist_innen von Men­schen der Gruppe SE und ihren Freund_innen aus Nürn­berg verfolgt.

Unge­fähr auf der Mitte der Karl-Liebknecht-Straße erre­ichte die Gruppe Antifaschist_innen eine Info, dass eine weit­ere Gruppe von rund 20 Men­schen ihnen fol­gend unter­wegs sei. Diese Gruppe bestand dabei nicht nur aus Nürnberger_innen und Men­schen von SE, son­dern auch aus mehreren Einzelper­so­n­en des soge­nan­nten Ost­blocks sowie auch min­destens einem maßge­blich aktiv­en Mit­glied der sich nach außen antifaschis­tisch geben­den Gruppe „Ultras Babelsberg“.

Als die erst­ge­nan­nte Gruppe erre­icht wurde, fie­len augen­blick­lich pro­voka­tive und auf eine gewalt­same Eskala­tion aus­gerichtete Sprüche wie: „Fürther sollen die Hand heben!“ sowie „Wer sind die Fürth­schweine?“. Anwe­sende Babels­berg­er Fans, die sich daraufhin schützend zwis­chen die Gäste und die Angreifer stell­ten, wur­den sofort ver­bal attack­iert.
Hier­bei agierten ca. 5 Angreifer im Vorder­grund, der Rest hielt sich im Hin­ter­grund, schein­bar um nach Beginn ein­er möglichen Schlägerei mit­mis­chen und später behaupten zu kön­nen, dass sie in Notwehr(exzess) gehan­delt hät­ten. Eine für Hooli­gans bekan­nte charak­ter­is­tis­che und wider­liche Vorgehensweise.

Ein gewalt­tätiger Kon­takt blieb zu diesem Zeit­punkt glück­licher­weise aus, da die erstere Gruppe aktiv­er Babels­berg­er Fans weit­er­lief, sich nicht auf die Pro­voka­tio­nen ein­ließ und auf für Hooli­gans typ­is­che Auf­forderun­gen zu Schlägereien („Matchange­bote“) nicht eing­ing. Auf Höhe des Rathaus­es kam es dann bedauern­swert­er­weise doch noch zu einem kurzen Gewal­taus­bruch durch die Angreifer_innen, wobei ein antifaschis­tis­ch­er Fan durch Tritte leicht ver­let­zt wurde. Durch das Ein­tr­e­f­fen weit­er­er Babels­berg­er Fans und das besonnene Ver­hal­ten der Ange­grif­f­e­nen kon­nte Schlim­meres ver­hin­dert wer­den. Die Angreifer_innen, d.h. SE, Nürnberger_innen und Einzelper­so­n­en des Ost­blocks liefen nun die Rudolf-Bre­itscheid-Straße ent­lang und ver­har­rten anschließend an der Daim­ler­straße, wobei sie von hier aus keinen weit­eren Angriff mehr starteten. Die Gruppe Babels­berg­er Fans und ihre Freund_innen gelangte nun ohne weit­ere Vor­fälle, aber reich­lich kon­stern­iert, zum ULTRASH auf dem FreiLand-Gelände.

Dies war lei­der nicht das Ende der Auseinan­der­set­zun­gen:
Eine Stunde nach den Vorkomm­nis­sen auf der Karl-Liebknecht-Straße fuhr eine Gruppe zurück zum Sta­dion, um die dort park­enden Autos zu holen. An der Gren­zs­traße – Ecke Karl-Liebknecht-Straße wurde dann eine etwa 10-Köp­fige Gruppe (unter ihnen einige Per­so­n­en vom SE) gese­hen, welche auf der Straße lief, um dem anfahren­den Auto den Weg zu versper­ren. Um ein­er kör­per­lichen Eskala­tion aus dem Weg zu gehen, fuhr das Auto schnellst möglich weiter.

Einige Zeit später woll­ten auch die Gäste aus Aachen ihr Auto aus Babels­berg holen, da dort noch ihre Schla­futen­silien lagerten. Beim Rück­weg vom Fan­laden, ca. 200m vor der Kreuzung auf Höhe Rathaus wurde ver­sucht, das Auto zu attack­ieren. Bei den Angreifern han­delte es sich um dieselbe Gruppe, die teil­weise ein­deutig dem SE zuge­ord­net wer­den kon­nte. Nur durch verkehrs­ge­fährden­des Ver­hal­ten der ange­grif­f­e­nen Aut­o­fahrer kon­nten Schä­den an Men­sch und Auto ver­hin­dert werden.

Festzuhal­ten bleibt fol­gen­des:
Nur das ruhige, abwartende und zurück­hal­tende Ver­hal­ten der aktiv­en und antifaschis­tis­chen Fans ver­hin­derte eine gewalt­tätige Auseinan­der­set­zung, auf die es die Angreifer offen­sichtlich angelegt hat­ten.
Unser­er Mei­n­ung nach ist durch die Angriffe auf Freund_innen und Besucher_innen eine klare Gren­ze über­schrit­ten und eine neue Qual­itätsstufe erre­icht wor­den.
Gewalt­tätige Auseinan­der­set­zun­gen sind generell abzulehnen und wer danach ziel­gerichtet sucht und dieses mit ekel­haften Mack­erge­habe und Sex­is­mus paart, hat unsere und eure volle Ver­ach­tung ver­di­ent. Dass SE genau­so han­delt und denkt, haben sie mehr als ein­mal „ein­drucksvoll“ unter Beweis gestellt und insofern ist dies von dieser Seite nichts wirk­lich Neues. Dass sich nun im Rah­men hooli­gan­is­tis­ch­er Aktiv­itäten auch eine ver­meintlich links­gerichtete Ultra­gruppe, wie „Ultras Babels­berg“, an solchen Aktio­nen beteiligt, ist allerd­ings neu und erschreck­end. Angriffe auf antifaschis­tis­che Gäste ander­er Babels­berg­er Fan­grup­pierun­gen soll­ten dem Selb­stver­ständ­nis von Grup­pen wie „Ultras Babels­berg“ eigentlich fremd sein.

Kommt dies nun alles so über­raschend oder war das Suchen und Find­en eines Geg­n­ers „nur“ ein­er Zufäl­ligkeit oder „regionaler Rival­ität“ und damit ver­bun­den­er Sol­i­darisierung geschuldet? Im Gegen­teil:
Im Umfeld des Fuss­bal­lvere­ins SV Babels­berg 03 haben sich mit­tler­weile mehrere Gen­er­a­tio­nen von Men­schen einen linksalter­na­tiv­en Rück­zug­sort für sich und ihre Gäste geschaf­fen in dem für Hooli­gan­is­mus, Mack­er­tum, Sex­is­mus und Homo­pho­bie immer weniger Platz ist. So kommt es, dass SE und andere Einzelper­so­n­en sich regelmäßig ver­bale Kri­tik, Spot und Häme, ob ihrer „Aktio­nen“ oder geistre­ichen Ver­laut­barun­gen gefall­en lassen müssen, was diesen sichtlich nicht gefällt.
In den let­zten Jahren hat sich vor allem die Gruppe SE immer wieder durch ver­bale Ent­gleisun­gen als auch durch Angriffe auf Men­schen aus dem Nord­kur­venum­feld her­vor­ge­tan. Seien es Sprechchöre à la „FI-Schweine, Schüsse in die Beine“ oder „Lang­haarträger haben hier nichts zu suchen“. Auch kör­per­liche Auseinan­der­set­zun­gen wur­den nicht gescheut. Hier sei an den Angriff auf eine Per­son der Nord­kurve vor dem Lin­den­park und an einen Angriff auf einen Fan­bus Berlin­er Babelsberger_innen nach dem Gast­spiel in Chem­nitz vor 2 Jahren erin­nert.
Dieser neuer­liche Angriff am let­zten Woch­enende ste­ht in ein­er ein­deuti­gen Entwick­lungslin­ie und ist nicht zufäl­lig. Er ist die logis­che Zus­pitzung ein­er Entwick­lung, in der sich der über­wiegende Teil der Babels­berg­er Fan­szene vom Hooli­gan­is­mus abgewen­det hat und diesen ver­lacht, während­dessen eine klein­er Teil im soge­nan­nten Ost­block sich genau dadurch ange­grif­f­en fühlt und andere Teile des soge­nan­nten Ost­blocks in seinen gewalt­täti­gen und stu­pid­en Bann zu ziehen versucht.

Dieser Entwick­lung gilt es anders und stärk­er als bish­er ent­ge­gen­zutreten. Bis jet­zt haben wir still gehal­ten. Dies wird hier­mit vor­bei sein! Wir lassen es nicht zu, dass es zukün­ftig zu Angrif­f­en auf unsere Gäste oder aktive und antifaschis­tis­che Fußball­fans kommt.

Für ein lautes, buntes, kreatives und lebendi­ges Babelsberg!

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