Stiftung betreut Jüdischen Friedhof
Gelder kommen auch der Potsdamer Gemeinde zugute
POTSDAM. Der Jüdische Friedhof in Potsdam soll künftig in der Obhut der John-Gersmann-Stiftung restauriert und gepflegt werden. Darüber informierte am Dienstag der Potsdamer Bürgermeister Jann Jakobs (SPD). Die Stiftung wurde in der treuhänderischen Verwaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründet. Mit den Erträgen aus seinem Stiftungskapital will Gersmann, Holocaust-Überlebender einer Potsdamer jüdischen Familie, nicht nur an die große Vergangenheit der Jüdischen Gemeinde erinnern, sondern auch die 400 Mitlieder der neuen Gemeinde unterstützen.
Der 1743 auf dem Pfingstberg eingerichtete Friedhof ist der einzige im Lande, auf dem Gläubige nach jüdischem Ritual beigesetzt werden können. Mit Mitteln aus dem Hauptstadtvertrag, Geld von der Stadt und der Denkmalpflege wurden bereits Teile des bis Anfang der 90er-Jahre vernachlässigten Areals hergerichtet. “Aber durch die Verwitterung der Grabsteine sind wertvolle Zeugnisse jüdischer Bildhauerkunst bedroht”, sagte Verwalter Wolfgang Weißleder. Mit 40 000 Euro von der Stiftung wird nun bis Ende 2003 das alte Wächterhaus saniert, das dann die Geschäftsstelle der Jüdischen Gemeinde Brandenburgs beziehen soll.
Bürgermeister Jacobs erwartet davon positive Effekte, seien doch die zumeist abgelegenen jüdischen Friedhöfe bisher oft Ziel rechter Anschläge gewesen. Jacobs erinnerte an den Brandanschlag auf die Trauerhalle in Potsdam am 8. Januar 2001, zu dem sich eine “Nationale Bewegung” bekannt hatte. Die Halle wurde inzwischen mit Brandtüren gesichert, der Friedhof unter verstärkten Polizeischutz gestellt.
Angesichts knapper öffentlicher Mittel hält Stadtkonservator Andreas Kalesse den Gedanken treuhänderischer Stiftungen für sehr nützlich. Der Friedhof ist die 95. von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verwaltete private Stiftung.
John Gersmann, der Deutschland 1938 verließ, stiftete einen Gedenkstein für die während des Holocaust ermordeten 130 Potsdamer Juden — darunter waren seine Eltern. Der Jüdische Friedhof öffnet sonntags von 10 bis 13 Uhr, unter 0331/748 20 78 und 033208/680 60 sind Führungen anzumelden.