MAHLOW Der Förderverein Freunde der Herbert-Tschäpe-Schulen Mahlow hat
grünes Licht bekommen, eine weitere Jugendbegegnung in Birmingham zu
organisieren. “Endlich”, sagte Vereinsvorsitzender Siegfried Suchowski,
“denn es ist schon März. Wenn im Herbst die Fahrt stattfinden soll, wird es
knapp” Und Vorstandsmitglied Ingo Thiedemann, der bereits zwei Mal
Jugendliche aus Mahlow und Umgebung in die Heimatstadt Noël Martins
begleitet hat, bestätigt: “Am aufwendigsten ist die Vorbereitung, weil wir
vor Ort keine Kontaktperson haben”, sagt er.
Die Stiftung “Großes Waisenhaus zu Potsdam” verwaltet seit Dezember 2003 den
Noël-und-Jaqueline-Martin-Fonds mit rund 25 000 Euro aus Landesmitteln und
will um zusätzliche Mittel werben. Jetzt hat Stiftungs-Geschäftsführer
Jürgen Pankonin den Mahlowern bis zum Jahre 2006 fachliche und finanzielle
Unterstützung zugesagt.
“Wir wollen gemeinsam mit dem Bildungsministerium so lange wie möglich
helfen, um eine Nachhaltigkeit der Aktivitäten zu erreichen”, erklärte er.
“Der Vorfall verpflichtet uns dazu.” — Der Fonds war 2001 vom damaligen
Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und Noël Martin gegründet worden. Den
britischen Bauarbeiter hatten am 16. Juni 1996 in Mahlow junge
Rechtsextremisten überfallen. Seitdem ist der farbige Brite jamaikanischer
Herkunft vom Hals abwärts gelähmt. Doch bisher kam das Projekt, das junge
Leute aus Mahlow und Birmingham näher bringen sollte, nicht richtig in
Schwung. Erst zweimal fuhren Schüler und Lehrlinge aus Mahlow nach
Birmingham und besuchten dort Noël Martin.
Das soll nun öfter geschehen, erwarten neben Pankonin die Vertreter vom
Bildungsministerium, vom Büro der Ausländerbeauftragten des Landes
Brandenburg, vom Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und
Fremdenfeindlichkeit. Sie kennen die Mahlower gut, die sich jetzt den Hut
aufsetzen. Denn ein großer Teil gehörte davon zu den Ehrenamtlichen, die
unter anderem den Besuch Noël Martins in Mahlow in 2001 vorbereitet hatten.
Sie engagieren sich anderem in den Initiativen Tolerantes Mahlow, Bürger für
Bürger Mahlow, Miteinander wachsen, in der Kirche, in der
Gemeindevertretung.
Wie kann man feste Kontakte knüpfen? Sollten nicht auch Erwachsene an
Begegnungsfahrten teilnehmen? Wie bezieht man rechtsorientierte Jugendliche
ein? Wie werden die Erlebnisse ausgewertet und öffentlich dargestellt? “Mit
jedem Mal werden wir klüger und ergänzen das Konzept”, sagt Siegfried
Suchowski vom Tschäpe-Förderverein. Der Vorsitzende ist froh, dass die
nächsten Jahre finanziell abgesichert werden: “Nur so erreichen wir
Kontinuität.” Der Förderverein ist Träger von vier Jugendeinrichtungen in
Mahlow und Blankenfelde.