Am vergangenen Montag fand in Wandlitz eine Bürger_innenversammlung anlässlich der Einrichtung einer Asylunterkunft statt. Ab Januar sollen etwa 50 Asylbewerber_innen im ehemaligen Oberstufenzentrum in der Bernauer Chaussee untergebracht werden.
In Berichten der Märkischen Oderzeitung (MOZ) und der Jungen Welt wird erklärt, dass die Versammlung einberufen wurde, um die Wandlitzer_innen über die Pläne des Landkreises zu informieren. Auch die Frage, ob als Alternative zum Wohnheim auch eine dezentrale Unterbringung in Wohnung möglich sei, stand im Raum. Letzteres hatte eine Bürgerinitiative in der letzten Woche gefordert. Laut Aussage der MOZ seien “sich alle darin einig, dass der dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern unbedingt der Vorzug zu geben ist”. Doch ist die Umsetzung der dezentralen Unterbringung nicht so ohne weiteres möglich, wie die Junge Welt berichtet. Das Heim werde ab Januar zur Unterbringung genutzt, erklärte Landrat Ihrke (SPD).
Während sich viele der Wandlitzer_innen gegenseitig bekräftigten, sie hätten nichts gegen “Ausländer”* oder “Asylanten”*, aber man möge doch an die Sicherheit der umliegenden Anwohner_innen denken, brachte ein Mann seinen Rassismus deutlicher zum Ausdruck: Herr Trojahn aus Wandlitz brüllte ins Mikrofon “Wir müssen die Zuwanderung stoppen” und “Wir wollen hier keine Muslime”. Anders als die anderen rassistischen Äußerungen ging diese auch den meisten Anwesenden zu weit. Und so wurde Herr Trojahn des Raumes verwiesen und vom Podium klargestellt, dass “rassistische Stimmungsmache hier keinen Platz hat”, wie die Junge Welt berichtet.
Die rassistischen Annahmen Asylbewerber_innen seien per se Kriminelle und auch der rassistische Sprachgebrauch wurde allerdings von vielen im Publikum benickt und beklatscht. Auch die Unterstützung einiger Wandlitzer_innen für die dezentrale Unterbringung ist fragwürdig. So meldeten sich jene zu Wort, die unmittelbar an der geplanten Unterkunft wohnen, nach dem Motto: „Sie können hier leben, aber bitte nicht vor meiner Haustür“.
Auf den Bildern der MOZ ist zu erkennen, dass auch die AktivistInnen der NPD und der Barnimer Freundschaft an der Veranstaltung teilnahmen. Die rassistischen Äußerungen sollen sie lautstark begrüßt haben, berichteten Anwesende. Eigene inhaltliche Beiträge soll es von ihnen aber nicht gegeben haben. Dennoch ist davon auszugehen, dass sich die lokale Naziszene dem Thema annehmen wird, so kündigt der NPD Verband Barnim Uckermark auf seiner Internetseite bereits eine “Fülle von Kampagnen” gegen die “unhaltbaren Planungen um Wandlitz” an. Bereits in den vergangenen Wochen hatte die NPD Stimmung gegen den Flüchtlingsprotestmarsch machen wollen. Im Oktober hielten sie eine Kundgebung in Potsdam ab.
*Hierbei handelt es sich um die Begriffe, die einige der Anwesenden verwendeten. Wir lehnen diese ab, da sie rassistische Konnotationen inne haben. Aus Dokumentationsgründen haben wir sie hier in Anführungsstrich gesetzt.