KREMMEN Matthias Wolff ist sauer auf seine Kollegen. Sieben Mitglieder hat der Betriebsrat des Lidl-Zentrallagers in Kremmen. Doch nur er, Matthias Wolff, beteiligte sich am gestrigen Streik der Lagerarbeiter.
Um 5 Uhr hatten rund 40 von 100 Kremmener Mitarbeitern der Handelskette die Arbeit niedergelegt. Sie waren von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) zu dem Streik aufgerufen worden. Den Gewerkschaftern geht es um mehr Geld. 3,6 Prozent mehr Lohn und eine vierprozentige Kassierzulage fordern sie in der aktuellen Tarifrunde. Forderungen, auf die die Arbeitgeber nicht eingehen wollen. Sie verlangen eine Nullrunde. Durch diese sture Haltung sei man zum Ausstand gezwungen, heißt es im Streikaufruf der Gewerkschaft.
Für einige der Beschäftigten des Lagers lohne sich der Weg zur Arbeit kaum, klagt Matthias Wolff. Viele hätten nur einen Vertrag über vier Stunden täglich, kämen aber von Oranienburg oder Neuruppin. Trotzdem ging der Großteil der Belegschaft gestern lieber arbeiten als streiken. Den entstandenen Arbeitsausfall deckte Lidl über Leiharbeiter ab. Eine gängige Praxis der Supermarktkette. Deshalb hatte Verdi den Streik auch im Vorfeld nicht angekündigt.
“Fremdkräfte können nicht so arbeiten wie die Festangestellten”, begründet Erika Ritter ihre Hoffnung, der Streik könne den Betrieb im Lager nachhaltig gestört haben. Ritter ist bei Verdi zuständig für die Handels-Bediensteten.
Lange Lkw-Schlangen bildeten sich gestern Vormittag aber nicht vor dem Zentrallager. Er sei genauso schnell abgefertigt worden wie immer, sagt Michael Prenzlow. “Sind doch alles Leiharbeiter”, meint der Brummi-Fahrer. Verständnis für den Ausstand hat er. Allerdings: “Wenn es um Arbeitsbedingungen geht, müssten wir Fahrer jeden Tag streiken.” Zwölf-Stunden-Schichten seien normal.
Verständnis für den Arbeitskampf haben auch die Kremmener. Zumindest nahmen sie es gelassen, als die Streikenden am Mittag ihren Protest vor die Lidl-Filiale der Stadt verlagerten und für einige Zeit den Parkplatz blockierten.