(CLAUDIA BIHLER) PRITZWALK Zum Streit um die Verteilung der Gelder für die beiden Frauenhäuser in der Prignitz hat nach dem Verein “Frauen für Frauen” in Wittenberge sich nun auch die Arbeiterwohlfahrt in Pritzwalk zu Wort gemeldet. Schon seit mehreren Wochen schwelt der Streit um die Verteilung der Finanzen.
Finanziert werden die beiden Häuser mit einer pauschalen Summe von 50 000 Euro, die vom Land gezahlt werden sowie knapp 20 000 Euro vom Landkreis. In Anbetracht dessen, dass es bislang keine objektiveren Kriterien gibt, hatte der Kreistag mit dem letzten Haushaltsplan die Verteilung der Mittel für dieses Jahr so geregelt, dass jedem Altkreis entsprechend seiner Einwohnerzahl ein Anteil aus den 70 000 Euro bezahlt wird. Das Ergebnis: Der Wittenberger Verein erhält rund 44 000 Euro, den Rest bekommt das Pritzwalker Frauenhaus.
Doch in Wittenberge ist man mit diesem Geld nicht zufrieden und stellt nicht nur die Auslastung des Pritzwalker Hauses in Frage, sondern auch seine Ausstattung. Die Vorwürfe waren in den vergangenen Wochen bis hin zu vermeintlichen Unklarheiten in den Abrechnungen gediehen.
“Wir wollen den Streit nicht weiter eskalieren”, sagt der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Wolfgang Schulz, “wir wollen einfach einmal ein paar Informationen über unsere Arbeit geben.” Im Jahr 2003 hatte die Arbeiterwohlfahrt für das Pritzwalker Frauenhaus ein neues Konzept aufgelegt. Statt die bloße Unterkunft im Frauenhaus offeriert die Awo den Frauen vor allem umfangreiche Beratungen. “Wir wollen lieber präventiv arbeiten, als die Frauen in die Notunterkunft aufzunehmen”, sagt Susanne Seidel, die seit vielen Jahren die Pritzwalker Einrichtung leitet.
Und so ist auch der Umfang der Beratungsleistungen besonders hoch: 284 Mal hat Susanne Seidel Frauen in Notlagen beraten, 275 Mal hat sie mit Behörden oder Schulen geredet. “Ob Schuldnerberatung oder sonstige Dinge, wir halfen den Frauen möglichst früh, damit sie nicht aus ihrem gewohnten Umfeld heraus müssen, und ihre Kinder weiterhin die gleiche Schule besuchen können.” Dennoch suchten im letzten Jahr auch elf Frauen mit 14 Kindern den Schutz des Frauenhauses — darunter eine Frau mit fünf Kindern, die länger als ein halbes Jahr blieb. “Kommt eine Frau in die Notunterkunft, bringt sie vielfältige Probleme wie ein Wohnungsproblem mit, die wir gemeinsam versuchen zu lösen.”
Der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Schulz hat jedoch die Nase von den Streitigkeiten voll. Während er eigentlich eine friedliche Koexistenz mit der Wittenberger Einrichtung befürworten würde, tobe nun eine Schlammschlacht zwischen den beiden. Schulz: “Wenn das das friedliche Miteinander nicht funktioniert, ist ja lange nicht klar, dass unbedingt die Wittenberger Einrichtung das einzige Frauenhaus im Landkreis betreiben kann. Wir könnten hier in Pritzwalk natürlich das gleiche Angebot machen.”