Potsdam (ddp) Die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG), die seit über zehn Jahren Spenden für den Wiederaufbau der Garnisonkirche sammelte, hat sich aufgelöst. “Als Kirchbauverein endet unsere Aufgabe, und deshalb lösen wir uns auf”, sagte TPG-Chef Max Klaar im Anschluss an die Jahreshauptversammlung am Samstag in Potsdam. Der Superintendent der evangelischen Kirche, Bertram Althausen, betonte daraufhin, durch diesen Schritt werde der jahrelange Streit um die Nutzung einer wiederaufgebauten Garnisonkirche beendet. “Ich kann damit gut umgehen”, fügte er hinzu.
Auf der TPG-Versammlung war die notwendige Drei-Viertel-Mehrheit für die eigene Auflösung erreicht worden. Als Grund gab Vorsitzender Klaar an, dass sich die Nutzungsvorstellungen von Stadt und evangelischer Kirche für die geplante Garnisonkirche nicht mit denen der TPG in Einklang hätten bringen lassen. Klaar verwies darauf, dass aus der TPG heraus ein Förderkreis für die Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPK) gegründet worden sei.
Nach dem aktuellen Konzept solle in der Garnisonkirche ein Internationales Versöhnungszentrum mit “politischen Inhalten” verwirklicht werden, kritisierte Klaar. “Dafür haben wir nicht gesammelt”, ergänzte er unter Verweis auf die TPG-Satzung. Die TPG wolle eine ausschließlich kirchliche Nutzung des Gebäudes und seinen originalgetreuen äußeren Wiederaufbau.
Nach Klaars Angaben hat die TPG zum Ende ihrer Tätigkeit insgesamt 6,8 Millionen Euro gesammelt. 5,1 Millionen davon gingen an die SPK. 1,5 Millionen Euro stammten von einem Großspender, “von dem wir noch nicht wissen, wie er sich endgültig entschieden hat”. Spender von 31 000 Euro wollten ihr Geld für einen Engel an der Nikolaikirche verwandt wissen. 18 Mitglieder wollten ihre Spenden in Höhe von 9800 Euro an die Fördergesellschaft Wiederaufbau Garnisonkirche (FWG) weiterleiten.
Nach Zeitungsmeldungen will sich auch TV-Moderator Günther Jauch mit 10 000 Euro am Kirchenbauprojekt beteiligen. Zudem habe es in der vergangenen Woche weitere erhebliche Spendenbeiträge gegeben.
Althausen bedauerte, dass in der TPG “die Positionen so hart und die Sicht der Dinge so weltfremd waren, dass es nicht mehr möglich war, zu einer Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche und der Fördergesellschaft Wiederaufbau Garnisonkirche zu finden”. Er forderte die Spender auf, “die Sache selbst in die Hand zu nehmen”, wenn sie ihr Geld nach wie vor in den Wiederaufbau der Garnisonkirche fließen lassen wollten. Sein Vertrauen sei “nicht sehr groß”, dass die ehemalige TPG in diese Richtung handele, sagte Althausen.
Durch die Auflösung der TPG wird nach seiner Meinung auch deutlicher, dass in der Gesellschaft Konsens darüber besteht, die Kirche als Versöhnungszentrum einzurichten. Dies sei eine Voraussetzung dafür, dass das Akquirieren von Spenden auf Touren komme.
Im März dieses Jahres war ein überarbeitetes Nutzungskonzept präsentiert worden. Im April war für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche der Grundstein gelegt worden. Der Schlussstein am ersten Turminnenbogen wurde am Samstagabend gesetzt. Der Kirchenneubau soll bis zu 65 Millionen Euro kosten. Als Jahr der Einweihung des Neubaus ist 2017 im Gespräch.